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„Heilung“ von Timon Karl Kaleyta

Buchcover „Heilung“ von Timon Karl Kaleyta

Vom Alpenresort auf den Bauernhof: In „Heilung“ schickt Timon Karl Kaleyta seinen Protagonisten auf eine zunehmend verzweifelte Suche nach dem Seelenfrieden.

Auch für „Heilung“ gilt: Es gibt für einen Ich-Erzähler wahrlich Angenehmeres, als in einem Roman von Timon Karl Kaleyta aufzutauchen.

„Heilung“ von Timon Karl Kaleyta ist unsere Buchempfehlung der Woche.

Es gibt für einen Ich-Erzähler wahrlich Angenehmeres, als in einem Roman von Timon Karl Kaleyta aufzutauchen. In seinem Debüt „Die Geschichte eines einfachen Mannes“ ließ er seinen naiven Helden sozial immer weiter absteigen – im Vergleich dazu ist der Protagonist von „Heilung“ gutsituiert: Seine Frau Imogen ist erfolgreiche Künstlerin, er selbst gesund. Trotzdem plagt ihn hartnäckige Schlaflosigkeit, weshalb ihm Imogen einen Platz bei Doktor Trinkl im San Vita verschafft, einem exklusiven Resort in den Dolomiten. Die Ankunft am verschneiten Bahnhof ist nur die erste von vielen Referenzen an Thomas Manns „Zauberberg“. Wie Mann, der seinen Helden Hans Castorp frisch kuriert auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs verschwinden ließ, stellt auch Kaleyta die Hoffnung auf Auflösung mit beißender Ironie in Frage.

Er beschwört eine konstante Atmosphäre der Beklemmung herauf, nie wissen wir, wer seinem Protagonisten wirklich helfen will. Trinkl scheint auf der richtigen Spur, wenn er bei ihm ein grundlegendes Unbehagen feststellt, doch seine undurchsichtigen Methoden schrecken den Erzähler ab. Also flieht er aus dem Winter des San Vita in eine andere Welt: zum gerade aufblühenden Hof seines Kindheitsfreundes Jesper, der im Einklang mit der Natur lebt. Durch harte, einfache Arbeit will der Erzähler zum Leben zurückfinden, doch diverse Allergien zeigen ihm bald, dass er doch nur ein Städter ist – und überhaupt, haftet Jespers Waldeinsamkeit nicht etwas arg Völkisches an? Zunehmend sind wir unsicher, ob Kaleytas Hauptfigur überhaupt geholfen werden kann – oder sollte …

Mit „Heilung“ hat es Timon Karl Kaleyta auf unsere Liste der besten Bücher im April 2024 geschafft.

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