„Hof“ von Thomas Korsgaard
„Hof“ ist der Auftakt einer autofiktionalen Romantrilogie des dänischen Autors Thomas Korsgaard, der in seiner Heimat als literarisches Wunderkind gefeiert wird.
„Hof“ von Thomas Korsgaard ist unsere Buchempfehlung der Woche
Thomas Korsgaard ist gerade mal 21 Jahre alt, als er „Hof“ schreibt. Es ist der Auftakt einer autofiktionalen Romantrilogie, für die der mittlerweile 29-jährige Autor in Dänemark als literarisches Wunderkind gefeiert wird. Was zunächst überrascht, denn „Hof“ ist sperrig, abgründig und bietet mit dem zwölfjährigen Protagonisten nicht unbedingt eine geschmeidige Identifikationsfigur an. Tue wächst als ältestes von drei Kindern in höchst prekären Verhältnissen auf einem heruntergekommen Bauernhof im norddänischen Nirgendwo auf. Während die Mutter nach einer Fehlgeburt in eine tiefe Depression verfällt und beim Onlinepoker das knappe Geld verzockt, pendelt der unberechenbare Vater zwischen Sadismus und unbeholfener Sanftheit.
Und Tue? Der will vor allem durch die Tage kommen, ist stets auf seinen Vorteil bedacht und träumt davon, in ein anderes Leben zu entkommen. Für seine Großmutter empfindet er Zuneigung – doch wahre Empathie hat er nie gelernt. Später macht er mit seinem Kumpel Mike holprige sexuelle Erfahrungen und findet in der selbstbewussten Iben eine Freundin. Korsgaards Meisterleistung ist es, komplett auf Sozialkitsch zu verzichten und seinen kindlichen Antihelden eben nicht mit Niedlichkeit auszustatten. Trotzdem folgt man Tue bereitwillig durch 53 dreckige und stinkende Kapitel. Man will wissen, wie es mit Tue weitergeht, und fiebert den Übersetzungen von „Stadt“ und „Paradies“ entgegen, die 2025 im Kanon Verlag folgen werden.
Mit „Hof“ hat es Thomas Korsgaard auf unsere Liste der besten Bücher im November 2024 geschafft.