„Das Profil“ von Hubertus Borck: Der richtige Riecher
Hubertus Borck setzt mit dem Serienstart „Das Profil“ auf altbekannte Serienkiller- und Ermittlerklischees. Doch kennt er Kniffe, mit denen es trotzdem spannend wird.
Mit „Das Profil° legt der ehemalige Kabarettist und jetzige TV-Serien- und Theaterautor Hubertus Borck sein Debüt vor, das zugleich auch ein Serienstart ist.
Schon mal leichtfertig ein Foto gepostet, auf dem ein Zimmerfenster der eigenen Wohnung zu sehen ist? Instagramjunkies aufgepasst: Das kann tödliche Folgen haben! Ist die Stadt bekannt, verrät die Aussicht den Stadtteil und die Perspektive das Stockwerk. Ein bisschen Google-Maps, ein wenig Recherche vor Ort – zack, sind Adresse sowie Name bekannt. Und dann kommt der Psycho-Killer – Uuuuaaah!
Wie im Debüt von Hubertus Borck, welches zugleich der Auftakt einer neuen Krimiserie ist. In Hamburg erdrosselt ein Serienkiller mehrere Frauen, deren Wohnort er allein durch ihre Instagram-Posts herausfindet. Ein Haar- und Parfümfetisch spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle, dessen Ursache natürlich wieder mal in einer verkorksten Kindheit zu suchen ist. Kriminalkommissarin Franka Erdmann vom LKA und ihr neuer Assistent Alpay Eloglu müssen sich erstmal beschnuppern, sich an Leichen- und Parfümgeruch gewöhnen und dann den richtigen Riecher bei der Tätersuche entwickeln.
Mit „Das Profil“ beweist Hubertus Borck, wie gut er schreiben kann: hochverdichtete Szenen, gutes Timing, glaubwürdige Dialoge
Gut, Hubertus Borck baut seinem soliden Thriller-Erstling aus altbewährten Versatzstücken des Genres und folgt einem voraussehbaren Spannungsbogen. Jedoch packt es einen sofort, da der ehemalige Kabarettist und jetzige TV-Serien und Theaterautor einfach sehr gut schreiben kann: Hochverdichtete Szenen, gutes Timing und glaubwürdige Dialoge geben der Chose ordentlich Schwung. Auch die Protagonist:innen mögen zwar dem gängigen Stereotypen-Kabinett entspringen, Borck dreht sie aber geschickt immer etwas quer zum Mainstream.
So gibt es viele Likes, wenn Alpay seiner distanzierten Vorgesetzten Franka die Freudentränen in die Augen treibt, die SpuSi zufällig unterm Küchenbuffet den entscheidenen Hinweis findet und der Täter lernt, dass er erst zuschlagen muss, bevor er sein Opfer betäubt. Als kleine Rampensau verzichtet Borck übrigens auch selbst nicht auf einen Instagram-Account – mit dem er ebenfalls viel von sich preisgibt. Hubertus, pass auf! Wir wissen, wo dein Fahrrad steht …
Der zweite Band der Reihe mit dem Titel „Die Klinik“ folgt im März 2023
„Das Profil“ von Hubertus Borck ist unser Krimitipp der Woche. Zuletzt haben wir hier auch „Es gibt ein Sterben nach dem Tod“ von Tatjana Kruse empfohlen.