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Igort: Berichte aus Japan – Eine Reise ins Reich der Zeichen

„Das Reich der Zeichen“ ist ein Aufsatz des Literaturtheoretikers Roland Barthes aus dem Jahr 1970, in dem es um den Unterschied zwischen der realen Welt und ihrem Abbild in Literatur, Kunst und Medien geht. Barthes schuf damit ein Schlüsselwerk der poststrukturalistischen Literaturwissenschaft; zudem legte er den Grundstock für die bis heute anhaltende Japanbegeisterung westlicher Intellektueller, die in der fernöstlichen Kultur eine Perfektionierung dieses Reichs der Zeichen sahen – eine Kultur, in der jede Handlung symbolisch überhöht ist, musste auf Dauer zu einer Fetischisierung der Zeichen führen. Der sardische Comickünstler Igor Tuveri alias Igort kam 1991 erstmals nach Japan, um als einer der ersten europäischen Zeichner für dortige Verlage zu arbeiten, interessanterweise adaptierte er zunächst westliche Themen wie Mafiageschichten für ein Mangapublikum. Der Band „Bericht aus Japan“ beruht auf Igorts Aufzeichnungen seiner dortigen Erlebnisse, im wilden Hin und Her zwischen Text, Bild, Dokumentation und Zitat gewinnt man einen zutiefst subjektiven Einblick in eine Welt, die einem fremder wird, je näher man ihr zu kommen scheint. Augenfällig wird das bei der Beschreibung des Werts von Papier für den japanischen Alltag: „Es durchdringt das Sein, hat eine haptische Allgegenwart (…). Der haptische und visuelle Eindruck, das Spiel zwischen Offenbarung und Verhüllung wird zur Kunstform, zum sublimen Ritual, bei dem die Geste des Schenkens wichtiger ist als das Geschenk selbst.“ Die Geste überstrahlt die Aktion: Willkommen im Reich der Zeichen!

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