„Intermezzo“ von Sally Rooney
Sally Rooney gilt als die Taylor Swift der Literaturszene – doch das ist mit „Intermezzo“ endgültig vorbei.
„Intermezzo“ von Sally Rooney ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Von „Spokeswoman for the Millennials“ bis „Salinger for the Snapchat generation“: Gleich zum Debüt „Gespräche mit Freunden“ setzten die irren Zuschreibungen für Sally Rooney ein, und nach der BBC-Verfilmung von „Normal People“ war sie dann sowas wie die Taylor Swift der Literatur, hatte es doch am Erscheinungstag ihres jüngsten Romans „Schöne neue Welt, wo bist du?“ so große Menschenaufläufe vor den Buchhandlungen wie seit „Harry Potter“ nicht mehr.
Nun gibt es auch in „Intermezzo“ nicht nur zögerliche Millennials, mit Feminismus, ungleichen Beziehungen und dem Wohnungsmarkt in Dublin tauchen noch weitere Rooney-Themen auf. Doch anders als bisher rückt die mittlerweile 33-jährige Irin nicht beste Freundinnen in den Fokus, sondern ein Brüderpaar, das um seinen an Krebs gestorbenen Vater trauert. Peter, ein aufstrebender und weltgewandter Menschrenrechtsanwalt, hängt dem tragischen Bruch mit seiner großen Liebe nach und tröstet sich mit einer Studentin, während sich für seinen zehn Jahre jüngeren Bruder Ivan die erste Beziehung anbahnt – mit der deutlich älteren Margaret, die frisch aus einer gescheiterten Ehe kommt.
In „Intermezzo“ durchleuchtet Sally Rooney tiefenscharf Trauer, Begehren, Liebe und Schuld
Vielleicht ist die empathische Zeichnung des nerdigen Schachgenies Ivan ihre Meisterleistung, doch sollte das nicht den Blick darauf verstellen, was für ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht Rooney hier entwirft, wie tiefenscharf sie Trauer, Begehren, Liebe und Schuld durchleuchtet – und vor allem, wie unverkrampft und bar jeder Peinlichkeit sie über Sex schreiben kann.
Mit „Intermezzo“ hat es Sally Rooney auf unsere Liste der besten Bücher im Oktober 2024 geschafft.