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Besser ungewiss: Jade Bird

Jade Bird in einem winzigen, orange ausgeleuchteten Raum, Glühbirne hängt von der Decke
(Foto: Colin Lane)

Mit ihrem zweiten Album „Different Kinds of Light“ etabliert sich Jade Bird als die nächste große Songwriterhoffnung.

Auf ihrem ersten Album – selbstbetitelt, naturally – war Jade Bird noch dabei, sich selbst zu finden. Schon da haben sich ihre Songs vor allem um Beziehungen gedreht – und um den Versuch, sich in ihnen zu verorten. Direkt im Opener „Ruins“ gestand sie ihrem Gegenüber „And I mean it when I say/I don’t know who I am“. Was im Angesicht dieser Ungewissheit so bewundernswert an ihrer Musik war: die Gewissheit, mit der sie ihre Gefühle preisgegeben hat, so ambivalent sie auch waren. Auf ihrem Zweitling, „Different Kinds of Light“, ist es nun der Schlusstrack „Prototype“, der den Schlüssel zu den vorangegangenen 13 Tracks bietet. Erneut beeindruckt die gerade mal 23-jährigen Britin mit ihrem Mut und ihrem punktgenauen Songwriting: „Things got better the moment I failed/when I wasn’t looking, it all stood still/I know with these things you can’t always tell/but I love you, and I think I always will“ singt sie, und ihre Akustikgitarre jubiliert mit einer ebenso einfachen wie unwiderstehlichen Mundharmonikamelodie um die Wette.

Müsste der Erfolg von „Different Kinds of Light“ auf nur ein Element reduziert werden, wäre es wohl dieser – dass sie gelernt hat, Gewissheiten in den Ungewissheiten zu erkennen. Das befähigt Jade Bird zu Großtaten wie „Now is the Time“ in dem sie gleichzeitig sich selbst und ihren Partner aus einer depressiven Starre zu wecken versucht. Oder „Houdini“, in dem sie die Muster entlarvt, in die zwei Verliebte verfallen, wenn es um Konfrontationen geht: „It’s a quarter to three, and it’s clear, clear to me that you’re leavin’/usually we don’t come, come to blows ’til the evenin’“. Doch sind nicht nur die Texte auf ihrem zweiten Album treffsicherer, auch der von Country und Folk durchsetzte Indierock klingt runder und zeitgemäßer: Ihr Sound glänzt da, wo die Übergänge verfließen. Zwischen überlebensgroßem Powerpop („Open up the Heavens“), 90er-Alternative („1994“) und federndem Folkrock (das bereits erwähnte Highlight der Platte „Now is the Time“) beweist Jade Bird, dass ihr alle Türen offen stehen.

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