„Görlitzer Park“ von K.I.Z: Das Gegenteil von Nostalgie
Mit einem autobiografischen, explizit politischen Konzeptalbum legen K.I.Z das vielleicht beste Werk ihrer Karriere vor.
Spätestens seit „Hurra die Welt geht unter“ sind K.I.Z Deutschraps unangefochtene Könige des Konzeptsongs. Mit „Görlitzer Park“ besteigt das Trio nun auch den Thron des Konzeptalbums. Angetrieben von biografischen Einblicken, umreißen Tarek, Maxim und Nico die jüngere Genese Berlins und landen in unserer politischen Gegenwart. Es ist das Nachwende-Berlin, lange vor der Gentrifizierung Kreuzbergs: Arabella läuft im TV, der Heimweg gleicht einer Mutprobe, Klappmesser und 20-Cent-Wassereis sind die wichtigsten Utensilien, um den Sommer voll jugendlicher Feindseligkeiten und eigener Unsicherheit zu überstehen.
Doch wieso erzählen uns die Herren das? Etwa Nostalgie? Keineswegs. Die von Hakenkreuzgraffitis gesäumte Ost-Berliner Vergangenheit, die Tarek auf dem NNDW-Hit „Jahrmarkt“ so akkurat einfängt, ist der Ausgangspunkt neuer rassistischer Ressentiments („Sensibel“). Die verschwendete Jugend hat ihre Spuren hinterlassen („Berlin wird dich töten“, „Die Party ist vorbei“) und Freunde geraubt („Lächel doch mal“). Und der „Görli“ wird zum Symbol gescheiterter Sozialpolitik (Titelsong). Dass die Band trotz allem weder die Lust an den eigenen Abgründen noch an pointierten Lines verloren hat und die Beats von Haftbefehl-Hommagen und rumpelndem Boom Bap bis zu Trance reichen, macht dieses Album womöglich zum besten ihrer Diskografie.