„Aerial Objects“ von Katie Melua und Simon Goff: Einfach raumhaft
Ein Musikalbum über Architektur? Auf „Aerial Objects“ von Katie Melua und dem Violinisten Simon Goff klingt das plötzlich total einleuchtend.
Katie Melua, Simon Goff, eine Kollaboration zwischen euch beiden kam für viele Fans wohl eher unerwartet. Wie ist es dazu gekommen?
Katie Melua: Mein Manager hat mir Simons Debütalbum „Vale“ geschickt, weil ich zu der Zeit nach Künstler:innen gesucht habe, um auf einer Wiederveröffentlichung meiner letzten Platte „Album No. 8“ mitzuspielen. Ich habe es mir angehört, während ich durch London gegangen bin, und es hat mich einfach total bewegt. Also wollte ich unbedingt mit ihm arbeiten. Zunächst haben wir uns über Zoom getroffen, dann hat Simon auf zwei Tracks des Re-Release mitgespielt. Er war es, der dann eine Zusammenarbeit vorgeschlagen hat.
Simon Goff: Wir hatten bei einem Kaffee über verschiedene Arten gesprochen, Musik zu schreiben. Katie hat mich gefragt, wie es ist, für Film und Fernsehen zu arbeiten, und inwiefern sich das von Pop-Songwriting unterscheidet. Wir wollten einfach mal probieren, was passiert, wenn wir gemeinsam etwas schreiben.
Und, war es am Ende eher Pop oder Film?
Melua: Simon ist da der Experte, aber ich würde sagen, es ist näher an der Film-, der Improvisationsseite. Er hat mit seiner Violine und seinem Equipment eine Landschaft gebaut, alles war sehr fließend. Mein Job war dann, die Melodien und die Texte zu improvisieren. Dadurch haben wir typische Songstrukturen vermieden. Es ging eher darum, einen klanglichen Raum zu schaffen.
Wann wusstet ihr, dass aus „Aerial Objects“ ein ganzes Album werden würde?
Melua: Wir haben den Chef meines Labels ins Studio eingeladen, er ist auch ein Freund von uns. Es gab Wein und gutes Essen, und wir haben ihm die zwei Songs vorgespielt, die bereits fertig waren. Er war total hin und weg.
Goff: Erinnerst du dich noch, Katie, wie wir auf dem Sofa saßen, während er sich die Demos angehört hat? Sie hat mich angestoßen und geflüstert, ob es zu laut ist. Und das war es! (lacht) Aber in der Situation kann man schlecht aufstehen und die Musik leiser drehen.
Ihr habt Räume erwähnt – das Thema taucht auch immer wieder in den Texten auf.
Melua: Die Kompositionen fühlten sich sehr groß an, sehr weitläufig. Im Songwriting werden oft Metaphern auf der Ebene des menschlichen Körpers genutzt, das Herz etwa. Wir wollten stattdessen auf die größere Ebene, auf die der Stadt, der Architektur.
Goff: Als Künstler:in fällt dir automatisch stärker auf, wie dich Räume beeinflussen. Du hast Spaß daran, schöne Gebäude aufzusuchen. Es war spannend, dass auf die musikalische Ebene zu übertragen. Die Lyrics auf dem Album erlauben es dem Publikum, sich den Raum, über den Katie schreibt, genau vorzustellen, und ihn sozusagen selbst zu erleben.