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La Dispute: Panorama

La Dispute zählen zu den derzeit spannendsten und innovativsten Posthardcorebands. Ihre lyrische Kraft speist sich aus dem Gegensatz von Ruhe und Wut.

Nach dem kurzen Intro „Rose Quartz“ ist da wieder dieses Flüstern: „Found a body at the rest stop/buried in the wounds beneath“, eröffnet Jordan Dreyer das Stück „Fulton Street I“ in seinem charakteristischen Spoken-Word-Duktus. Auf dem vierten Album seiner Band La Dispute beschreibt Dryer die etwa halbstündige Autofahrt von seinem Wohnort Grand Rapids, Michigan in das Heimatkaff seiner Freundin, indem er all die Dramen nennt, die diesen Weg pflastern: Unfallstellen, eine Grube, in der ein Mann ertrunken ist, und der Ort, an dem die nicht identifizierbare Leiche einer Frau gefunden wurde.

„Will I ever put flowers by the street?“, fragt sich Dreyer nur ein ein paar Zeilen später und spätestens hier wird klar, dass die poetischen Texte des 31-Jährigen eigentlich etwa 40 Seiten weiter im hiesigen Literaturteil besprochen werden sollten. Nachdem das letzte La-Dispute-Album „Rooms of the House“ aus dem Jahr 2014 ausschließlich auf fiktionalen Texten basierte, sucht Dreyer hier den persönlichen Bezug, indem er sich mit Verlust, den Umgang mit trauernden Freunden und der Demenzerkrankung eines engen Familienmitgliedes auseinandersetzt.

Doch La Dispute zählen nun eben auch zu den derzeit spannendsten und innovativsten Posthardcorebands, und Dryers lyrische Kraft speist sich natürlich nicht zuletzt auch aus dem Gegensatz von ruhigen Spoken-Word-Passagen und verzweifelt rausgeschriener Wut. Vielleicht weist Dryer ja der gut siebenminütige Abschlusssong von „Panorama“ den Weg: Wenn er in „You Ascendant“ verschiedene Varianten seines eigenen Todes ersinnt, wirft das genügend Stoff für ein weiteres Album und mindestens auch einen Roman ab.

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