„Eraser“ von Long Distance Calling: Ganz nah am brachialen Live-Sound
Zumindest, wer die Heavy-Seite von Long Distance Calling mag, wird das neue Album „Eraser“ feiern.
Gegen das Label Postrock wehren sich Long Distance Calling schon seit Jahren, und spätestens mit „Eraser“ ist diese Bezeichnung auch nicht mehr zutreffend. Das neueste Album des Münsteraner Quartetts besteht zu 90 Prozent aus instrumentellem Metal, verschwunden sind die Satzfetzen oder Synthesizer, die man mit Postrock assoziiert.
Gut, es gibt noch die eine oder andere Ambientpassage („500 Years“), seltene Streicher („Eraser“) oder gar ein Saxofon („Sloth“), aber insgesamt bleibt die Band sehr nah an einem organischen, brachialen Live-Sound. Vom Vorgänger „How do we want to live?“ übernommen haben Long Distance Calling jedoch den Hang zu komplexen Konzepten. In diesem Fall geht es um das vom Menschen verschuldete Massenaussterben der Tiere, jeder Track ist einer Art gewidmet. Außer bei „Sloth“ erschließt sich diese aber nicht unbedingt von selbst; wer ohne Booklet errät, dass es bei „Blades“ um das Nashorn geht, sollte irgendetwas gewinnen. Fans der Heavy-Seite der Band kommen hier voll auf ihre Kosten, andere sollten sich vielleicht lieber an Mogwai halten.