„Luanas Schwur“ bei Arte: Mit den Waffen der Männer
In den Bergen Albaniens setzt sich eine junge Frau gegen das übel archaische Patriarchat zur Wehr – mit den Mitteln der übel archaischen Kerle!
Heute bei Arte und bis 26. November in der Arte-Mediathek zu finden: „Luanas Schwur“, die Geschichte einer albanischen Frau, die sich mit den archaischen, brutalen Methoden der primitiven Männer gegen eben diese primitiven Männer durchsetzt.
Seit der Schulzeit sind Luana und der aus der Stadt zugereiste Agim innig miteinander verbunden. Geradezu folgerichtig erscheint es da, dass er ihr – erwachsen geworden – einen Heiratsantrag macht. Doch Luana muss ablehnen: Ihr Vater hat sie schon als Kind Flamur (Nik Xhelilaj), dem Sohn aus einer besseren Familie, versprochen.
Es ist eine zutiefst von Unfreiheit geprägte Welt, in die „Luanas Schwur“ Einblick gibt. Im Albanien der 1950er-und 1960er- Jahre herrscht unter Enver Hoxha eine der rigidesten Diktaturen des Kalten Krieges. Zugleich existieren in den Bergregionen des Landes strenge, geradezu archaische Verhaltenskodexe wie Blutrache und arrangierten Ehen. Es gibt allerdings auch einem daraus befreienden Schwur, der Frauen ermöglicht, fortan in der sozialen Rolle eines Mannes, aber ohne jegliche sexuelle Bindung zu leben. Als Luanas (Rina Krasniqi) Vater nach einem Streit um die Frage, ob seine Tochter überhaupt noch Jungfrau sei, von Flamur (Nik Xhelilaj) getötet wird, ist dies für sie die scheinbar einzige Option.
Es wirkt geradezu paradox: Nur indem sie die von Gewalt und Gegengewalt, von Machismo und Frauenfeindlichkeit geprägten Riten und Verhaltensweisen der Männer übernimmt, kann sie dem ihr zugedachten Verlobten entkommen. Und die Tötung ihres Vaters sühnen und damit das patriarchalische System besiegen. Regisseur Bujar Alimani lässt sich genügend Zeit, um diese bäuerliche Gesellschaftsstruktur auszuleuchten, um dann sukzessive aus den daraus resultierenden Konflikten Dramatik und Spannung zu schlagen. Zeitweilig entwickelt sich so die Balkanvariante eines typischen Westerns: Um die vermeintliche Familienehre und den männlichen Stolz zu verteidigen, werden notfalls selbst Kinder geopfert. ascho