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„Martin Sonneborn bleibt in Brüssel“: Satirepartei im Wahlkampf

Martin Sonneborn Sonneborn bleibt in Brüssel Buchveröffentlichung Europawahl
Martin Sonneborn sitzt seit zehn Jahren für die Satirepartei Die Partei im Europaparlament. Gemeinsam mit der Schriftstellerin Sibylle Berg strebt er jetzt eine weitere Legislaturperiode in Brüssel an. (Foto: Flu Popow)

„Martin Sonneborn bleibt in Brüssel“ und geht gemeinsam mit Sibylle Berg und neuem Buch in den Wahlkampf um einen Sitz im Europäischen Parlament 2024.

Martin Sonneborn sitzt seit zehn Jahren für die von ihm gegründete Satirepartei Die Partei im Europäischen Parlament. Zum zweiten Mal legt er mit einem Buch – nach „Herr Sonneborn geht nach Brüssel“ diesmal mit „Herr Sonneborn bleibt in Brüssel“ – Rechenschaft über seine Arbeit als Europaparlamentarier ab. Gleichzeitig zieht der ehemalige Chefredakteur und jetzige Mitherausgeber der Satirezeitschrift Titanic  mit der Schriftstellerin Sibylle Bergsie steht auf Listenplatz 2 – erneut in den Wahlkampf, denn Sonneborn strebt eine dritte Legislaturperiode im Europaparlament an.

Martin Sonneborn und Sibylle Berg ziehen in den EU-Wahlkampf

Zum Abschluss seiner ersten Legislaturperiode im Europäischen Parlament führte kulturnews anlässlich seiner ersten Buchveröffentlichung  über seine Zeit in Brüssel ein Interview mit Martin Sonneborn. Zu Beginn der zweiten Legislaturperiode nahm man die Wahl von gleich zwei Parteiabgeordneten – neben Sonneborn war auch Kabarettist und Satiriker Nico Semsrott ins Europäische Parlament gewählt worden – so ernst, dass es in den Social Media sehr hoch herging. 2,4 Prozent erreichte Die Partei damals bundesweit. Und auch wenn die Medien ihr das Ende prophezeiten, als Semsrott aus der Satirepartei austrat und Sonneborn bei den Mitteln seiner Satire Rassismus vorwarf, war das Ende der Partei trotz so mancher Zerwürnisse nicht da. Jetzt führt mit Martin Sonneborn und Sibylle Berg ein gemischtes Doppel die Liste der Satirepartei für die Europawahl an.

Martin Sonneborn ist witzig und schafft Transparenz

Sein Buch „Herr Sonneborn bleibt in Brüssel“ ist der Beleg für eine notwendige Wiederwahl Sonneborns ins Europäische Parlament. Zunächst einmal: Bei der Wahl zum Europaparlament gab es bis jetzt keine Sperrklausel, auch mit einem Prozent der Stimmen konnte eine Partei ins Parlament einziehen. Außerdem: Die Satirepartei in Person von Sonneborn stimmte im Europaparlament seit Jahren in der Regel links ab. Aktuell engagiert sich Martin Sonneborn stark gegen eine Auslieferung des Whistleblowers Julian Assange in die USA. Drittens: Mit den Büchern, die Sonneborn gemeinsam mit seinem Büroteam schreibt, liefert er nicht nur einen eigenwilligen Rechenschaftsbericht über seine Tätigkeit in Brüssel und Strassburg ab, sondern macht auf witzige und gleichzeitig detailreich-informative Art transparent, was dort so abgeht, welcher Parlamentarier zum Beispiel bei einer während des Corona-Lockdowns ausgehobenen Sexparty durch die Polizei von der Dachrinne gepflückt werden musste. Alexander Ulrich von Die Linke sagte im Bundestag in der Debatte um die Einführung einer Sperrklausel für kleine Parteien: „Martin Sonneborn ist im Europaparlament wirkungsvoller als alle CDU-Abgeordneten zusammen.“ Was man in seinen Büchern en detail nachlesen kann. Doch nicht alle wollen ein Buch lesen müssen, um mehr von Sonneborn zu erfahren. Aber es gibt ja auch Videos.

Martin Sonneborn macht nicht nur alle fünf Jahre Wahlkampf, er liefert auch regelmäßig – Sonneborn hat knapp 280 000 Abonenten auf YouTube – per Video Auskunft zu aktuellen politischen Themen und Skandalen aus Brüssel, hier das jüngste Video, in dem er sich erneut massiv für die Freilassung des Whistleblowers Julian Assange einsetzt:

Warum will Martin Sonneborn noch mal ins Euopaparlament?

Die Frage ist schnell beantwortet. Sonneborn will sich nicht von der SPD und der CDU aus dem Parlament werfen lassen, denn diese Parteien streben seit Jahren für die Wahl zum Europaparlament die Errichtgung einer Sperrklausel an, eine Zwei-Prozent-Hürde ist es jetzt seit einem Bundestagsbeschluss aus dem Jahr 2023 geworden. In den Jahren davor hatte das Bundesverfassungsgericht bereits die Versuche gekippt, eine 5-Prozent-Klausel und später eine 3-Prozent-Klausel einzuführen. Grund für das Scheitern: Es gab keine Regulierung durch das Europaparlament, die jetzt aber vorliegt. Das Bundesverfassungsgericht sah deshalb  bei über 700 Parlamentariern keine Gefahr, dass es eine Zersplitterung innerhalb des Parlaments geben könnte. Jetzt sieht sich das Bundesverfassungsgericht nicht mehr zuständig, die 2-Prozent-Klausel tritt aber frühestens 2029 in Kraft. Sonneborn, dessen Satirepartei in der Vergangenheit schon einen wichtigen Prozess gegen den Bundestag gewann, tritt aber bereits jetzt mit dem Gestus von Widerstand gegen die kommende Wahlrechtsänderung erneut an. Bei den letzten Europawahlen vor fünf Jahren holte die Satirepartei 2,4 Prozent.

Satire, Kreativität und Aktion

Martin Sonneborn organisiert Geld für den Kurdischen Roten Halbmond. Seine Mischung aus Satire, ernsthafter Politik und Aktion ist bis jetzt einmalig für einen Parlamentarier.

Untenstehend ein kurzer Auszug aus „Martin Sonneborn bleibt in Brüssel“.

Sachdienlicher Hinweis aus dem Netz

MS: Die PARTEI spendet. Wenn Sie mitspenden, spenden auch CDU & SPD!
Der Kurdische Rote Halbmond kümmert sich um die Versorgung von Verletzten und Vertriebenen – und braucht dringend GELD. Deshalb spendet die PARTEI 10 000 Euro (ist ja nur Steuergeld).
Und bittet um Ihre Unterstützung. Wenn Sie uns nämlich spenden, können wir deutlich mehr Geld nach Rojava schicken. Denn dank der lustigen deutschen Parteienfinanzierung können wir jeden einzelnen von Ihnen gespendeten Euro verdoppeln – auf Kosten von CDU, SPD und Co.
Bei einer Spende in Höhe von 100 Euro beteiligen sich CDU und SPD schon mit je 30 Euro, bei 1 000 mit 300, bei 100 Millio… Pardon, aber wir müssen die Aktion auf 100 000 Euro begrenzen. Sonst ist die PARTEI vorübergehend pleite; wir spenden sofort, erhalten die Gelder aus der (unseriösen) Parteienfinanzierung aber erst in zwei Jahren. Bitte spenden Sie auf das PARTEI-Konto, jeder Euro hilft und ärgert.

GOMZE: CDU hasst diesen Trick.

GHabiger: Schöne Aktion, direkt mitgemacht. Vielen Dank auch an @cducsubt, @spdbt uvm. für die großzügige Unterstützung. Die AfD mag ich jetzt nicht markieren, hab mir grad erst die Hände frisch gewaschen.

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Der Name von Schatzmeister Gravius leuchtet im iPhone auf. Ich bete, dass wir beim Spendenaufruf die richtige Kontonummer angegeben haben, dann nehme ich den Anruf entgegen.

„Hallo, Martin. (Pause) Hast du gerade Zeit?“
„Scheiße, keiner hat gespendet?“
Gravius lacht. „Nein, das kann man gerade nicht sagen …“
„5 000 Euro? In kleinen, nicht nummerierten Scheinen?“
„Über 110 000. Die Leute haben am Wochenende mehr als einhundertzehntausend Euro auf unser Konto überwiesen. Aber es könnte noch ein bisschen was nachkommen, die Eingänge von heute kann ich gerade nicht sehen. Ich würde vorschlagen, dass wir die Spende an den Kurdischen Roten Halbmond aufrunden auf eine runde Summe.“
„Wock, zosch, glinka! Also ich habe nichts dagegen.“

Sachdienlicher Hinweis der PARTEI-Homepage

„Vielen DAAAAAANK an Sie! Ja, Sie!
Die PARTEI spendet 10 000 Euro an den Kurdischen Roten Halbmond – und Dank Ihrer und der Hilfe von CDU & SPD (und AfD, hihihi!) können wir jetz 250 000 Euro übergeben.“

 

 

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