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„Die Welt in Schach halten“: Wiglaf Droste zum fünften Todestag

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Vor fünf Jahren ist Wiglaf Droste gestorben. Jetzt ist im Verlag Edition Tiamat die Biografie „Die Welt in Schach halten. Das Leben Wiglaf Drostes“ erschienen. Autor: Christoph Meueler. (Foto: Axel Martens)

Der Todestag des Schrifstellers Wiglaf Droste jährt sich am 15. Mai zum fünften Mal. Christof Meueler hat mit „Die Welt in Schach halten“ eine Biografie über den genialen Satiriker geschrieben, er und Verleger Klaus Bittermann stellen sie in Lesungen dem Publikum vor.

Am 27. Juni 1961 wurde Wiglaf Droste in Herford geboren, am 15. Mai 2019 starb der begnadete Satiriker in Pottenstein. Klaus Bittermann hat seitdem posthum  in seinem Verlag Edition Tiamat drei Bände mit Werken des Schrifsteller veröffentlicht, jetzt kam mit Christof Meuelers Biografie „Die Welt in Schach halten. Das Leben des Wiglaf Droste“ das vierte Buch hinzu, das seit dem Tod Drostes in der Edition Tiamat erschien. Bittermann geht deshalb mit Meueler auf kurze Lesetour im Mai, im Juni ist er  nach Düsseldorf eingeladen, wo der Heinrich-Heine-Salon im Zakk eine Matinee veranstaltet: „Unumarmbar“. Ebenfalls dabei: das Spardosen-Terzett, das so oft gemeinsam mit dem leidenschaftlichen Sänger Droste aufgetreten ist.

Der Journalist und Produzent Friedrich Küppersbusch nannte Wiglaf Droste einen „Hooligan der Inbrunst“, Droste selbst hatte sich in einem Interview mit der Zeitschrift U_mag, das kulturnews anlässlich seines Todes noch einmal veröffentlichte, von der Unerbittlichkeit eines kalten, satirischen Blicks distanziert. Ambros Waibel von der taz wiederum sagte: „Wiglaf Droste war im Hauptberuf nicht netter Mensch, sondern Künstler.“ Da steckt viel Widersprüchliches und gleichzeitig Übereinstimmendes in den unterschiedlichen Aussagen, und auch Droste selbst mag sich manchmal anders eingeschätzt haben, als der Blick der Umwelt auf den Menschen und Künstler war. Christof Meueler unternimmt jetzt in seiner Biografie „Die Welt in Schach halten. Das Leben des Wiglaf Droste“ den Versuch, Ruppigkeit und Offenheit, zurückweisendes und empathisches Verhalten bei Wiglaf Droste unter einen Hut zu bringen. Oder eben einfach nebeneinander stehen zu lassen. Klaus Bittermann jedenfalls, Freund und treuer Verleger des verstorbenen Satirikers, brachte seit Drostes Tod nicht nur Meuelers Biografie heraus, sondern drei weitere Bücher mit Kolumnen, Polemiken und autiobiografischen Texten des streitbaren Künstlers, der jetzt seit schon fünf Jahren tot ist. Ein Film von Christoph Rüter über den so einfühlsamen wie aufbrausenden Wiglaf Droste kann auf YouTube angeschaut werden.

Untenstehnd das Video vom Interview, das Wiglaf Droste Charlotte Roche auf Viva 2 im Rahmen ihrer Sendung „Fast Forward“ im Jahr 2001 gab. Man beachte, dass Roche raucht. Droste mochte rauchende Frauen und schrieb auch mehrere Texte über die rauchende Frau. Das Gespräch selbst erinnert in der Analyse der deutschen Öffentlichkeit fatal stark an unsere Gegenwart. Gleichzeitig zeigt es die Eloquenz wie auch die Analyseschärfe auf, die Wiglaf Droste über viele Jahre zum besten Kolumnisten und Polemiker deutscher Sprache machten.

Deshalb ist auch die Frage eine rein rhetorische: Haben Drostes Texte heute noch Bestand? Ja, muss man ganz klar sagen, schon beim ersten Blick etwa in das Buch „Die schweren Jahre ab dreiundreißig“. Hier haben Freunde Drostes die ihrer Meinung nach wichtigsten Polemiken zusammengestellt, die Droste veröffentlichte, unter ihnen sind Texte wie „Der Schokoladenonkel“, der dafür sorgte, dass autonome Männergruppen sowie Frauengruppen Drostes Lesungen sprengten, auch die polemische Absage an den Diskurs mit Rechtsradikalen ist dabei: „Mit Nazis reden“ heißt der Text. Aber auch die „Affäre Waschbrettkopf“ findet sich im Buch wieder, ein Farce nennt Droste den Text selbst, in dem er vom Prozess berichtet, der ihn am Ende 2 100 Mark kostete. Droste war wegen Beleidigung der Bundeswehr verurteilt worden – er hatte Soldaten mit dem Attribut„Waschbrettkopf“ bedacht und damit ein neues Wort erfunden, das vor Gericht sofort als Beleidigung einkassiert wurde. Schon in Richtung Biografie und Autobiografie geht der Band „Chaos, Glück und Höllenfahrten“, in dem neben Droste auch Freunde zu Wort kommen – von Verleger Klaus Bittermann selbst über Ralf Sotscheck bis zu Peter Köhler, von Gerhard Henschel bis Rayk Wieland und von Christian Y. Schmidt über Jane Kramer bis zu Arnulf Rating. Ganz nah ran lässt Droste uns aber mit dem Text „Ein einfacher Junge vom Lande“ sowie mit „Aufklärung eins populären Irrtums.“ Im ersteren erklärt Droste, wie ihm das Wort zur Waffe wurde, im zweiten, wir der Alkohol zur Waffe gegen ihn selbst wurde.

 

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