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Midwife: Forever

Verlust ist allgegenwärtig auf diesem Album: Eine erstarrte Meditation und eine zögernde Erklärung der Hoffnung.

„Heaven Metal“ nennt Madeline Johnston alias Midwife ihre Musik, die mit von Schwaden aus Reverb umgebenen Gitarren im freien Schwebezustand die schwerwiegendsten Gefühle erkundet: Im Jahr 2018 ist Johnstons enger Freund Colin Ward überraschend verstorben. Mit diesem Verlust beginnt das Album „Forever“, das sie ihm gewidmet hat. Der Track, der seinen Titel dem Jahr entnimmt, in dem Ward gestorben ist, kreist um eine Frage: „Is this really happening?“ Ihr vermag Johnston nichts mehr hinzuzufügen als die weitere Frage „To me?“

Verlust ist allgegenwärtig auf diesem Album: Eine erstarrte Meditation und eine zögernde Erklärung der Hoffnung. Der Ausgangszustand ist die totale Lähmung – vier der sechs Stücke sind gedankenverlorene Gitarren- und Klavierskizzen zu rudimentären Drumloops, die sich mantraartig wiederholen. Den Moment der Katharsis bringt erst das achtminütige „C.R.F.W.“, das zur Hälfte aus einer Aufnahme von Colin Ward besteht, einem Gedicht, das aus einer kosmischen Perspektive die Verbundenheit aller Dinge postuliert. Erst nachdem Wards Vortrag verstummt ist, schickt Johnston vorsichtig musikalische Signale in die Stille und wagt damit zum ersten Mal, die Leere der Trauer auszufüllen, ihr nachzuhorchen und zu versuchen, sie in ihrer vollen Komplexität zu erfassen. Neben der Trauer steht die Erinnerung, bittersüß, unendlich schwer und schwerelos zugleich. Für immer. jl

Midwife – Forever ist gerade via The Flenser erschienen.

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