„Nightbitch“ von Rachel Yoder
Mit ihrem Roman „Nightbitch“ sensibilisiert Rachel Yoder die Lesenden für die unmöglichen Erwartungen, die wir als Gesellschaft an Mütter stellen.
Rachel Yoder hätte diese Geschichte als Horror aufziehen können, als Variation des Werwolfmythos, und das ist ihr Debütroman „Nightbitch“ irgendwie auch.
„Nightbitch“ von Rachel Yoder ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Es ist keine unübliche Geschichte: Eine junge Mutter, eigentlich Künstlerin, ist zur Hausfrau geworden und kümmert sich um den gemeinsamen Sohn, der Vater kommt nur an den Wochenenden nach Hause. Was dann passiert, ist allerdings schon weniger üblich: Die Mutter beginnt, sich in einen Hund zu verwandeln. Zuerst sind es nur ein paar Haare im Nacken, irgendwann isst sie rohes Fleisch und jagt nachts Katzen durch die Nachbargärten.
Rachel Yoder hätte diese Geschichte als Horror aufziehen können, als Variation des Werwolfmythos, und das ist ihr Debütroman irgendwie auch. Zugleich aber viel mehr, denn an Schockmomenten ist Yoder nur am Rande interessiert. So findet ihre Protagonistin trotz anfänglicher Unsicherheiten in die neue Rolle hinein – und erkennt, dass sie als Hündin in vielerlei Hinsicht eine bessere, freiere, selbstsicherere Frau und Mutter ist. Auch der abwesende Ehemann und sogar die piekfeine Vorzeigemutti aus der Nachbarschaft sind mehr als zynische Karikaturen. Es ist dieser letztlich versöhnliche Ton, zusammen mit dem wissenden Humor, der „Nightbitch“ zu einem reinen Lesevergnügen macht – und uns die hintergründige Botschaft über die unmöglichen Erwartungen, die wir als Gesellschaft an Mütter stellen, wie nebenbei unterjubelt.
Mit „Nightbitch“ hat es Rachel Yoder auf unsere Liste der besten Bücher im Dezember 2023 geschafft.