„Oh me oh my“ von Lonnie Holley: vom Alltäglichen zur Skulptur
In seinem neuen Album “Oh me oh my“ fertigt Lonnie Holley aus Jazz-, Blues- Ambient- und Funk-Elementen neuartige Musik-Skulpturen an.
Lonnie Holley ist 73, doch erst seit weniger als zwei Jahrzehnten als Musiker aktiv. Ursprünglich ist das Urgestein aus Atlanta als bildender Künstler bekannt geworden, der Skulpturen aus Alltagsgegenständen baut. Dieser Ansatz spiegelt sich in Holleys Musik: Er nimmt Fragmente, die uns bekannt vorkommen, darunter Jazz, Blues, Ambient und Funk, und setzt sie so zusammen, dass sie etwas völlig Neues ergeben.
Dazu spricht er seine assoziativen Lyrics wie ein Wanderprediger. Auf „Oh me oh my“ klingt das manchmal mystisch-abstrakt, wie im Titeltrack, in dem er uns auffordert: „I suggest you all go as deep as you can“. Dann wieder erzählt er sehr konkret von seiner Jugend im rassistischen Süden der USA („Mount Meigs“). Auffallend ist dabei nicht nur die Liste mit illustren Gästen, sondern auch die souveräne Art, mit der Holley sie einsetzt: Michael Stipe darf nur das titelgebende Mantra wiederholen, auch Justin Vernon und Sharon Van Etten beschränken sich auf Hintergrundgesang. Die große Ausnahme ist Moor Mother, Holleys Schwester im Geiste, die sogar auf zwei Songs zu Wort kommt.