„Optical Delusion“ von Orbital: Was macht Albert Einstein hier?
Dank Albert Einstein wird Orbitals zehntes Album „Optical Delusion“ zur utopischen Denkfigur, die von den Sleaford Mods mit Wirklichkeit gefüllt wird.
Die Endzeitparabeln der Pandemie dürften allmählich erschöpft sein – denkst du! Die Gebrüder Paul und Phil Hartnoll haben da ein dystopisches Märchen in petto, das sich dank Albert Einstein in eine utopische Denkfigur verwandelt: Der weltbekannteste Zungenrausstrecker hat für das zehnte Album von Orbital Pate gestanden und dem Acid-House-Duo die Idee einer vertonten Relativitätstheorie menschlicher Erfahrung eingehaucht.
Alles beginnt mit einem zirkulierendem Groove, der Folksong „Ring a Ring o’ Roses“ aus dem 19. Jahrhundert wird zitiert: Die Pest verwandelt sich in Beatmungsgeräte und Aerosole, und Acid-Klatschen („Day One“), ruhige Housewellen („Are you Alive“) und hypnotischer Jungle („Requiem for the Pre Apocalypse“) ziehen uns tief in die Welt der Gedanken und Gefühle. Doch kurz bevor es zwischen all dem Abnormalen und den Apokalypsen esoterisch zu werden droht, grätscht zum Glück „Dirty Rat“ dazwischen. Dank der Postpunk-Boys Sleaford Mods wird es dann ziemlich weltlich: Jason Williamson schießt gegen das Kleinkarierte, weist das ewige Besserwissen in seine Schranken und fordert mehr Verantwortung für eine bessere Zukunft.