„Painkiller“ auf Netflix: Der Schmerz, der Tod und das Geld
Die Miniserie „Painkiller“ auf Netflix zeigt den Beginn und die oft tödlichen Folgen der Opioidkrise in den USA in satirisch heftigen und ebenso brutalen Bildern.
„Painkiller“: Die Serie nach der Sucht
Wenn der Besitzer einer Autorepataturwerkstatt nach einer Rückenoperation aufgrund von Schmerzmitteleinnahme drogensüchtig wird und am Ende fast mittellos dasteht; wenn Menschen übereinander herfallen und berauben; wenn eine Süchtiger in die Apotheke rennt und diese verwüstet auf der Suche nach dem Opioid, das ihn süchtig gemacht hat: dann sind wir in den späten 1990ern und frühen Nullerjahren der USA, und zwar in der Serie „Painkiller“ auf Netflix.
Uzo Aduba (Foto, „Mrs. America“) spielt die Hauptrolle der Ermittlerin Edie Flowers, die eigentlich nur kleineren Machenschaften wie Steuerbetrug von Apothekern oder Ärzten auf der Spur ist. Dann sieht sie, wie ein Mann eine Apotheke zerlegt auf der Suche nach einem Schmerzmittel, das man ihm nicht geben will. Edie Flowers wird neugierig und verliert ihre Neugierde bis zum Ende der Serie „Painkiller“ nicht mehr.
„Painkiller“ folgt auf „Dopesick“
Seit zwei Jahren kann auf Disney+ eine weitere Serie zum gleichen Medikamentenskandal in den USA gestramt werden: „Dopesick“ von Regisseur Barry Levinson mit Rosario Dawson und Michael Keaton in den Hauptrollen.
Doch zurück zu neuen Serie: Matthew Broderick („No Hard Feelings“) spielt den durchgeknallten und über Leichen gehenden Firmenerben Richard Sackler, der ab Mitte der 1980er in seiner Firma Purdue Pharma undnach einem Schmerzmittel forschen lässt, das im Namen des Glücks süchtig machen soll. Es gelingt ihm mit dem Medikament Oxycontin, das in den folgenden Jahrzehnten Hundertausende in den Tod schicken wird. Unter die Leute lässt er sein Medikament bringen, indem Sackler eine Riesenschaar langbeiniger junger Frauen in ihren Porsches zu den Landärzten der Vereinigten Staaten schickt und sie seine Droge wie von einer charmanten Drückerkolonne verkaufen lässt. Wie schwierig es für die staatlichen Behörden war, Sackler vor Gericht zu bringen, wie unter Einschaltung selbst des US-Präsidenten erste Prozesse verhindert wurden, ehe Gerichte die Firma ab 2019 endlich haftbar machte und zu hohen Entschädigungssummen verurteilte: das zeigt die Serie.
Taylor Kitsch spielt in Höchstform
Dass die Serie „Painkiller“ aber dennoch kein trockener gerichtsmedizinischer Stoff ist: dafür sorgten die Shorunner Micah Fitzerman-Blue und Noah Harpster sowie Regisseur Peter Berg, die mit Taylor Kitsch und West Duchovny ein Ehepaar in die Handlung implementierten, das für die fürchterlichsten Konsequenzen der Opioid-Droge Oxycontin in der US-Bevölkerung steht. Vor allem wie Taylor Kitsch („Schatten der Mörder“) den Automechaniker Glen Kryger in seinem Teufelskreislauf aus Schmerz und Sucht spielt und wie er dabei zum Schatten seiner selbst wird, ist nicht nur erschreckend; es ist in all seinem Schrecken vor allem die konkrete Darstellung der Folgen von Oxycontin.
Eines muss man den USA schon lassen: In ihren Film- und Serienproduktionen sezieren sie noch jeden Politskandal, sobald er mal aktenkundig und damit unleugbar geworden ist. Und das geht oft sehr schnell.