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„Pearly Everlasting“ von Tammy Armstrong

Portraitfoto Tammy Armstrong, die den Roman „Pearly Everlasting“ veröffentlicht
(Foto: Adam Bissonnette/Diogenes Verlag)

„Pearly Everlasting“ von Tammy Armstrong setzt eher auf unbändige Fabulierlust und kräftig gezeichnete Figuren als auf Realismus – und ist damit auch ein Plädoyer für Außenseiter:innen.

„Pearly Everlasting“ von Tammy Armstrong ist unsere Buchempfehlung der Woche.

Am Tag ihrer Geburt findet ihr Vater ein mutterloses Bärenjunges im Wald, das er seiner Frau zum Stillen gibt – und so wächst Pearly Everlasting mit einem Schwarzbären als Bruder auf, in den Holzfällercamps an der kanadischen Ostküste der 30er-Jahre. Bruno tut keiner Fliege etwas zuleide, doch als er beschuldigt wird, einen Mann getötet zu haben, verkauft ihn der Sohn des Opfers an einen Tierhändler. Zu Fuß macht sich Pearly auf den beschwerlichen Weg durch den winterlichen Wald, um Bruno zu retten. Das ist nur der Anfang einer Odyssee, bei dem die Jugendliche sich den Gefahren der Wildnis stellen muss – und den oft noch größeren Gefahren der Zivilisation …

Tammy Armstrong ist nicht nur Romanautorin, sondern auch Dichterin, und so ist es kein Wunder, dass die Kanadierin für ihre Mischung aus Abenteuerroman und Coming-of-Age-Geschichte eine bildhafte Sprache findet. Und es ist kein Wunder, dass ihre störrische Ich-Erzählerin, benannt nach einer Blumenart, sich in der Natur eher zu Hause fühlt als in den engen Städten, in denen ein Bär und seine Schwester mit Argwohn beäugt werden. Armstrongs Buch, das eher auf unbändige Fabulierlust und kräftig gezeichnete Figuren als auf Realismus setzt, ist damit auch ein Plädoyer für die Außenseiter:innen: nicht nur für Pearly und Bruno, sondern auch alle anderen, die aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Armut oder ihrer sexuellen Orientierung nicht ins Bild passen.

Vieles an „Pearly Everlasting“ ist dabei zu schön, um wahr zu sein – das erstreckt sich sogar auf den echten Bruno, den es wirklich gegeben hat, der allerdings schon mit zwei Jahren an ein Tierasyl übergeben wurde, statt bei einer menschlichen Familie aufzuwachsen. Aber natürlich gilt längst nicht nur in den kalten Nächten im Holzfällercamp: Gute Geschichten sind oft stärker als die Wahrheit.

Hat es Tammy Armstrong mit „Pearly Everlasting“ auf unsere Liste der besten Bücher im April 2025 geschafft?

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