„Portrait meiner Mutter mit Geistern“ von Rabea Edel

In „Portrait meiner Mutter mit Geistern“ zeigt Rabea Edel, wie Schmerzen und Schweigen an die nächste Generation weitergegeben werden – indem sie selbst mit überbordender Sprache und originellen Bildern dagegen ankämpft.
„Porträt meiner Mutter mit Geistern“ von Rabea Edel ist unsere Buchempfehlung der Woche
Raisas früheste Kindheit nennt sie nur die Wanderjahre: die Zeit, als ihre Mutter mit ihr von Stadt zu Stadt gezogen ist. Auch jetzt, seit sie sich niedergelassen haben, spricht Martha kein Wort über ihre Vergangenheit und stöpselt nachts das Telefon aus. Nicht einmal den Namen ihres Vaters kennt Raisa, doch ihre Fragen werden mit den Jahren immer drängender. Bis Raisas bester Freund verschwindet und Martha beginnt, Briefe in der Gartenmauer zu verstecken.
So setzt sich allmählich die Familiengeschichte zusammen, die sich über vier Generationen erstreckt: von Marthas Großmutter Dina, die sie viel zu früh verliert, über ihre Mutter Selma, die zwischen zwei Männern schwankt, bis der Zweite Weltkrieg sie gewaltsam auseinanderreißt, bis zu Martha selbst und ihrer Suche nach Freiheit. Und dann ist da noch Jakob, der vor den Nazis nach New York geflohen ist und dort seine Erinnerungen aufschreibt. Rabea Edel verarbeitet die Geschichte ihrer Mutter, ohne in reine Nacherzählung oder Verklärung abzurutschen. Stattdessen zeigt sie auf, wie Schmerzen und Schweigen an die nächste Generationen weitergegeben werden – indem sie selbst mit überbordender Sprache und originellen Bildern dagegen ankämpft.
Hat es Rabea Edel mit „Porträt meiner Mutter mit Geistern“ auf unsere Liste der besten Bücher im Juni 2025 geschafft?