„Psychoactive Ghosts“ von Sorry Gilberto: Zukunftsgewandte Nostalgie
Auf „Psychoactive Ghosts“ blicken Sorry Gilberto etwas wehmütig in die Vergangenheit – vermeiden es aber rumzunörgeln.
Früher war alles besser? Bei „Bird (on my Shoulder“) sind wir in einem Italowestern mit Morricone-Soundtrack, „The Beach“ streift mit Badetasche durch das Paris der 60er und verneigt sich vor Gainsbourg, während „Animals in the Night“ die unterkühlte Popsensibilität der 80er zitiert und „The Walls“ an MTV-Sonntage am Vorabend von Antifolk erinnert. In unserem durchkommerzialisierten digitalen Jetzt sehnen sich Anne von Keller und Jakob Dobers mit ihrem fünften Album als Sorry Gilberto nach einer Welt, in der noch Platz gewesen ist für Merkwürdigkeiten und vermeintlich Nutzloses.
Doch sollte man das Berliner Duo nicht als nörgelnde Nostalgiker missverstehen, schon das Engagement von Produzent Florian Sievers (Das Paradies) und Schlagzeuger Robert Kretzschmar (Kat Frankie, Masha Qrella) entkräften diesen Verdacht. Zumal Sorry Gilberto die These von der goldenen Vergangenheit ja auch selbst widerlegen: Vergleicht man ihr eh schon sehr beachtliches Ukulele-Casio-Debüt „Memory oh“ aus dem Jahr 2008 mit „Psychoactive Ghosts“, geht es steil bergauf.