„Rahnsdorf Ripper – und andere Männergeschichten“ von Emeli Glaser
Mit ihrem Debüt „Rahnsdorf Ripper“ blickt Emeli Glaser in kleine Parallelwelten im Osten Berlin – die mit Fetischklubs und Kreativkollektiven so gar nichts zu tun haben.
„Rahnsdorf Ripper – und andere Männergeschichten“ von Emeli Glaser ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Wer es an Buchcover und Titel vorbeigeschafft hat, wird bei Emeli Glasers „Rahnsdorf Ripper“ mit sieben fantastischen Kurzgeschichten belohnt. Schließlich ist das als Groschenkrimi getarnte Büchlein eigentlich ein grotesker Streifzug durch den Ost-Berliner C-Bereich. Ein Zoom auf diejenigen, die einige Kilometer Richtung Stadtmitte gerne unter „die Abgehängten“ subsumiert oder als „die Echten“ idealisiert werden.
Da geht es dann mal um Wendeverlierer, die auf der Suche nach Sinn und Anerkennung unbemerkt ins rechte Internet abdriften, um Fachkräfte aus dem Facility-, Reinigungs- und Gebäudewartssektor, denen zuerst das Klassenbewusstsein abtrainiert und infolge der Job wegrationalisiert wird, oder um Heiko, der ewig jungfräulich und auf der Suche nach sexueller Befriedigung mitten in der überkandidelten Erotik-Performance „FICK MICH“ in Neukölln landet. Spätestens bei letzterer Geschichte erstrahlt dann auch der Buchuntertitel „und andere Männergeschichten“ in einem neuen, schummrigen Licht. Denn die 1996 in Berlin geborene Autorin leuchtet mit ihrem Debüt auch in die dunklen Ecken der Männlichkeit, wird dabei weder rührselig noch voyeuristisch und fächert darüber hinaus auf, was das Genre der Kurzgeschichte so alles kann. Zuvorderst: sich verschiedener Erzählperspektiven annehmen und diese kreativ verschieben – bis in Sci-Fi-, Reality-TV- oder Gaming-Welten.
Mit „Rahnsdorf Ripper – und andere Männergeschichten“ hat es Emeli Glaser auf unsere Liste der besten Bücher im November 2025 geschafft.