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Roskilde Festival 2022: Am Freitag kommt der Regen

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Rapper Tyler, The Creator stand am Freitag auf der Orange Stage – wusste allerdings nicht genau, wo er sich befand. (Foto: YouTube/Screenshot)

Nach zwei sonnigen Tagen mussten Headliner wie Tyler, The Creator oder The Smile im Regen spielen. Doch niemand hat sich vom Wetter die Laune vermiesen lassen.

Schon gestern und vorgestern haben wir euch vom Roskilde Festival in Dänemark berichtet. Gestern, am Freitag, den 2. Juli, fand der dritte Festivaltag statt. Das sonnige Wetter ist dabei gekippt – der Tag begann wolkig, am Vormittag begann es dann zu regnen. Sintflutartige Güsse blieben aus, sodass sich niemand Sorgen ums Zelt machen musste. Doch immer wieder gab es leichte Schauer, die sich bis spät in die Nacht hinzogen. Aber zu einem richtigen Festival gehört ein bisschen Regen dazu. Weder Fans noch Bands haben sich davon die Laune verderben lassen. Manche überdachte Bühne war allerdings plötzlich attraktiver, als sie es sonst gewesen wäre. Arlo Parks sagte bei ihrem Konzert im Avalon-Zelt: „Egal, ob ihr nur hier seid, um euch wegen des Regens unterzustellen – lasst uns etwas Frieden erleben.“ Das ließen sich die Fans nicht zwei Mal sagen: Sie hatten weiterhin Spaß beim Roskilde Festival 2022 – auch wenn nicht alle immer sicher waren, wo genau sie sich befanden.

Tyler, the Creator verwechselt Roskilde mit Kopenhagen

Das bezieht sich auf Headliner Tyler, the Creator, der gestern um 22 Uhr die zentrale Orange Stage bespielt hat. Durch das gesamte Set hindurch war der Rapper überzeugt, sich in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen zu befinden, und bedankte sich mehrfach bei ihr. Das ist umso erstaunlicher, weil Tyler nicht zum ersten Mal auf dem Roskilde aufgetreten ist. Wie er selbst während seines Auftritts erzählte, war er vor elf Jahren schon einmal hier. Aus nostalgischen Gründen präsentierte er dazu ein Medley mit den Songs aus dieser frühen Zeit, darunter natürlich sein Break-out-Hit „Yonkers“.

Trotz verhaltener Proteste hier und dort ließ sich die Menge nicht die Laune von Tylers Ortsverwirrung ruinieren. Wie nicht wenige Künstler:innen kommentierte der Musiker die überwältigende Stimmung. Damit habe er nicht gerechnet, sagte er: „Es regnet, und ich bin zehn Minuten zu spät.“ Doch er nahm die Energie des Publikums auf und gab sie zurück. Mit Uschanka, Pullover und kurzer Hose spielte er Hits aus seinen beiden letzten Alben „Igor“ und „Call me if you get lost“, tanzte allein über die Bühne und animierte die Crowd zum Mitsingen.

Nicht nur Tyler brachte HipHop auf die Bühne, es gab an diesem Tag einen bunten Querschnitt durch das Genre. Und das durchaus international: Sampa The Great lieferte eine Show auf der Mantra-Bühne ab. Dabei betonte die Rapperin, wie wichtig ihr ihre sambische Herkunft sei. Ihre Band war die erste sambische Band auf dem Coachella und dem Glastonbury Festival gewesen – und jetzt die erste auf dem Roskilde Festival. „Aber sie wird nicht die letzte sein!“, versprach Sampa. Anderswo gab es Rap aus dem Vereinigten Königreich von Little Simz, aus den USA von AG Club – und mit Moscow Death Brigade auch politischen Rap aus Russland.

The Smile: Mehr als Radiohead light?

Ein weiterer Headliner waren The Smile, die Band aus Thom Yorke, Jonny Greenwood und Tom Skinner. Dass die Supergroup noch sehr jung ist und aus zwei Radiohead-Mitgliedern besteht, wirft automatisch die Frage auf: Wie viele Fans hätten eigentlich lieber ein Radiohead-Konzert gesehen? Doch immerhin haben The Smile ihr Debütalbum „A Light for attracting Attention“ bereits veröffentlicht, und die Rezeption war durchweg positiv. Und auch auf der Bühne bewiesen The Smile, dass ihre Songs die Vergleiche mit Radiohead nicht scheuen müssen.

Die kleinere Besetzung sorgte dabei für eine intimere und direkte Atmosphäre. Yorke und Greenwood tauschten bei praktisch jedem Song die Instrumente. Auffallend war vor allem, wie viel Bass Thom Yorke gespielt hat. Aber natürlich waren auch andere Instrumente wie diverse Synthesizer und sogar eine Harfe Teil der Show. Gut vorstellbar, dass mittlerweile manche Fans The Smile sogar der alten Band seiner Gründer vorziehen. Sie können sich freuen: Wie Thom Yorke während der Show verkündete, arbeitet das Trio bereits am zweiten Album.

Richard Dawson und Circle: Auf in die Welt der Flora

Apropos Supergroup: Ein kleines Highlight am Freitag war das Konzert von Richard Dawson und Circle. Der britische Singer/Songwriter hat sich für das Album „Henki“ mit der finnischen Band zusammengetan. Dawson selbst beschreibt das Resultat als Heavy Metal, wobei im gemeinsamen Sound auch Psych-Rock, Prog und Kraut zu hören sind. Nicht nur die Musik ist exzentrisch: Die Texte befassen sich allesamt mit Pflanzen. Am Freitag spielten Richard Dawson und Circle ihre langen, komplexen Songs, regelmäßig unterbrochen von experimentellen Instrumentalpassagen, bei denen schon mal etwas Equipment umfiel. Mit langen Haaren und Bart sah Dawson dabei aus wie ein Zauberer oder Waldschrat – was natürlich perfekt zu den Liedern passte.

Damit sind drei der vier Hauptfestivaltage um. Am Samstag stehen die Headliner The Strokes, St. Vincent und HAIM auf der Bühne, danach ist das Roskilde 2022 fast vorbei. Lest unseren Bericht über den letzten Tag hier.

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