Roskilde Festival 2022: Explosiver Abschluss mit den Strokes, HAIM und mehr
Am Samstag ist das Roskilde Festival 2022 zu Ende gegangen. Der Tag stand im Zeichen von Gitarren, Bass und Drums – aber natürlich nicht nur.
Das Roskilde Festival 2022 ist offiziell vorbei! Die lokalen und internationalen Stars sind auf der Heimreise, die Fans genauso. Auch wir verabschieden uns nach vier intensiven Tagen – aber nicht, bevor wir noch einmal die musikalischen Highlights des Samstags für euch gesammelt haben. Lest zuvor noch einmal unsere Berichte über den Mittwoch, Donnerstag und Freitag.
Samstag war der Tag des Rock
Wie es sich für den letzten Tag eines großen Festivals gehört, hat sich das Team einige der explosivsten Acts für den Samstag aufgehoben. In vielfacher Hinsicht stand der Tag im Zeichen des Rock – und der noch härteren Musik. Da war zum Beispiel das Sludge-Metal-Outfit Old Man Gloom, das mit seinem Auftritt auf der Avalon Stage das Pressezelt zum Wackeln brachte. Aber auch ein Blick auf die Orange Stage zeigt: Es ging um harte Drums, E-Gitarren und Bässe. Und das Wetter spielte mit: Nach dem Regen des Vortags war es wieder vorwiegend sonnig.
Orange Stage: St. Vincent, HAIM und die Strokes
Annie Clark alias St. Vincent spielte die erste Show auf der Orange Stage am Samstag. Spätestens seit ihrem letzten Album „Daddy’s home“ hat sich die Künstlerin völlig dem Funk verschrieben. Aber es ist eindeutig Funkrock – St. Vincent selbst legte mehr als ein virtuoses Gitarrensolo hin. Auch sie sprach sich – wie so viele Künstler:innen auf dem Roskilde Festival 2022 – gegen die jüngste Entscheidung des Supreme Court der USA aus. Ihre Schulter zierte eine Pride-Flagge.
Das Schwestertrio HAIM mag zwar auf dem Papier eher Pop als Rock machen. Doch die Liveshow der Band aus Los Angeles hatte alles Feuer einer klassischen Rockshow. Was auch damit zu tun hatte, dass Daniela, Alana und Este Haim wild die Instrumente tauschten. Die Fans feierten die Show – vor allem die junge Frau, die zu Anfang des Konzerts auf die Bühne kletterte und neben Bassistin Este ausrasten durfte.
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Den großen Closer und die letzte Show auf der Orange Stage im Jahr 2022 gaben die Strokes. Wie es sich für echte Rockveteranen gehört, ließ die Band zunächst eine halbe Stunde auf sich warten. Dafür spielte sie danach aber auch eine besonders lange Show. Auch die Strokes waren schon mal beim Roskilde – zuletzt allerdings 2011. Auch da war das Debüt „Is this it“, mit dem sie einst das Garage Rock Revival eingeleitet haben, schon zehn Jahre alt. Die Band um Julian Casablancas hat inzwischen einen Katalog voller moderner Klassiker und traf die gute Entscheidung, auch viele davon zu spielen, statt sich nur auf das letzte Album „The new Abnormal“ zu konzentrieren. So verhalf sie dem Festival zu einem gelungenen Abschluss. Casablancas, der die meisten Songs mit oft etwas wirren Redebeiträgen einleitete, vergab Shout-outs an vier andere Acts, die dieses Jahr beim Roskilde waren: The Smile, HAIM, Tyler, The Creator und Idles.
Idles: Die netteste Band beim Roskilde 2022
Wir haben Idles auf dieser Webseite einmal folgendermaßen zusammengefasst: „unwiderstehliche Riffs, fetter Sound, klare Freund- und Feindbilder“. Doch bei aller Lautstärke und bei allem Zorn steht die britische Band noch für etwas anderes. So ist Sänger Joe Talbot nicht nur einer der wenigen Auftretenden, der dem Roskilde zum 50. Geburtstag gratuliert hat. Hier ein Überblick über die Arten, wie Idles ihre Weichherzigkeit bewiesen haben:
- Talbot spuckte versehentlich jemanden an und entschuldigte sich zwischen zwei Songs: „Das ist mir in den zwölf Jahren, in denen ich bereits Musiker bin, noch nie passiert.“
- Er bat die Security, den Fans zu erlauben – eigentlich gegen die Regeln – sich gegenseitig auf die Schultern zu klettern, denn das Idles-Fandom sei das netteste der Welt.i
- Er erzählte von dem Künstler Asbestos, den er auf dem Festival getroffen habe und von dem er viel über emotionale Offenheit gelernt habe.
- Idles widmeten einen Song ihrer Nachfolgerband BCUC aus Südafrika.
- Sie spielten Anspielungen auf „Nothing compares 2 u“, „You spin me round“ und „Last Christmas“.
Abseits des Mainstream
Okay, es gab am Samstag nicht nur Rock zu hören, sondern auch Pop, etwa von Erika de Casier, oder HipHop, in einer extrem expliziten Variante, von Shygirl. Aber weil wir einen roten Faden brauchen, bleiben wir einmal beim Rock. Auch der kam nämlich in verschiedenen Geschmacksrichtungen, oft abseits des Mainstream. Da waren zum Beispiel Imarhan, die in ihrem Desert Rock klassische Tuareg-Musik mit westlichen Einflüssen verbinden. Im Pavillion traten Squid auf und lieferten eine der experimentellsten Shows des Festivals ab: Der krautrockige Postpunk des Quintetts kommt nicht nur mit Gitarren, Bass und Drums daher, sondern auch mit Synthesizern und Trompete.
Und dann waren da noch Big Thief, jedermanns Lieblings-Indieband. Deren neues Album „Tiger new warm Mountain I believe in you“ hätte mehr als genügend Tracks für ein Konzert geboten, aber ähnlich wie die Strokes kramte die Band im ganzen Katalog. Wie Gitarrist Buck Meek erklärte, waren sie am Vortag in ein Gewitter geraten, das Teile des Equipments ruiniert hatte. So konnten Big Thief beweisen, wie gut sie im Improvisieren sind – etwa, als Frontfrau Adrianne Lenker nur mit der Akustikgitarre den intimen Song „Pretty Things“ vorspielte.
Und das war das Roskilde Festival 2022. Wir verabschieden uns und freuen uns aufs nächste Mal – hoffentlich nicht wieder nach zwei Jahren Pause.