„Rote Sterne überm Feld“: Stilmix und linker Widerstand
Linksradikaler Widerstand gegen das System? „Rote Sterne überm Feld“ versucht sich an einer Antwort auf diese Frage. Der Film läuft jetzt im Kino.
Die nächtliche Undercover‑Aktion ist geglückt: Auf dem Reichstag wehen statt der Bundesflaggen rote Fahnen. Doch die Staatsmacht versteht keinen Spaß und erhebt das Projekt linker Kunstaktivist:innen zum Terrorakt. Das Drama „Rote Sterne überm Feld“ startet jetzt in den Kinos.
Die Mitstreiterin Tine (Hannah Ehrlichmann, Foto, „Schneller als die Angst“) taucht deshalb bei ihrem Vater (Hermann Beyer, „Unterleuten“, „Der Palast“) im mecklenburgischen Bad Kleinen unter. Der Fund einer mysteriösen Moorleiche – ist der Tote ein Wehrmachtsoldat oder ein verschollener LPG‑Leiter? – bringt die Geschichte in mehrfacher Hinsicht ins Wanken. Tine hinterfragt die eigene Familienvergangenheit, Verbindungen zur RAF werden enttarnt und die Wendezeit wird ebenso wieder aufgewühlt wie Kriegstraumata. „Rote Sterne überm Feld“ ist ein Parforce‑Ritt durch die deutsch‑deutsche Geschichte. Nicht nur die Bildformate wechseln munter, sondern auch die Erzählstile: von historisierenden Schwarz‑Weiß‑Bildern und Parodien auf TV‑Formate bis hin zu Anleihen an sowjetische Propagandafilme. Kneipengespräche münden nonchalant in linke Theorie, Walter Benjamin kollidiert mit Kunst‑ und Politikphrasen, und jedes noch so kleine Ausstattungsdetail – ob Mettigel oder Kohl‑Porträt – ist zugleich ein popkultureller Querverweis. Laura Laabs‚ ausuferndes Debüt hätte durchaus mehr Fokussierung gutgetan; die Fülle der Ideen und die Experimentierfreudigkeit lassen darüber aber gern hinwegsehen.