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„Ruby“ auf ZDFneo: Missglückte Sitcom-Reanimation

Bei der Comedy-Serie „Ruby“ (ZDFneo und ZDF-Mediathek) bleiben die Lacher leider aus – das liegt nicht zuletzt am Sitcom-Stil.

Sitcoms sind ein heikles Thema: Oft schlecht gealtert („Friends“, „How i met your Mother“ …), oft den Absprung nicht geschafft („Two and a half Men“ …), und dann plärrt noch ständig „The Big Bang Theory“ aus dem Fernseher. Natürlich sind da noch „Arrested Development“, „Modern Family“ oder „The Office“, die auch ohne Knopfdruck-Lacher Regungen im Gesicht hervorrufen, doch die wirklich große Zeit der Sitcoms scheint mit den 2000ern zu Ende gegangen zu sein. Nun versucht es die neue deutsche Comedy-Serie Ruby (ab sofort in der ZDF-Mediathek) nochmal mit der Sitcom. Spoiler: klappt nicht.

Ruby (Anna Böger) ist eine sympathisch trottelige Frau mittleren Alters. Sie arbeitet in einer Bank, führt ein genügsames Leben, und ihre beste Freundin Simone (Rosina Kaleab) ist ihr Mittelpunkt der Welt. Alles scheint okay zu sein, doch plötzlich jagen sie die Ereignisse durchs Leben: Ihre Mutter (Irene Rindje) will überraschend Ortsvorsteherin werden und Ruby so schnell wie möglich unter die Haube bringen, sowohl Simone als auch Rubys alter Schwarm David  (Camill Jammal) haben plötzlich unerwartete Dates, und durch ein Missverständnis wird sie wider ihres Willens zur Filialleiterin befördert.

„Ruby“ auf ZDFneo: Seichte Slapstick-Comedy

Ruby gerät dabei von einer unangenehmen Situation in die nächste – und wir Zuschauer auch. Denn Ruby schafft es nur sehr selten, echtes komödiantisches Potenzial aus den Szenen zu kitzeln: Die Dialoge wirken wie abgelesen, die Auftritte und Abgänge der Charaktere sind unglaubwürdig, und die Pointen bewegen sich irgendwo zwischen herunterrutschenden Hosen, lauten Fürzen und billigen Wortspielen. All das muss nicht zwingend ein Ausschlusskriterium sein, schließlich gibt es durchaus guten Trash, doch kaum eine Figur in Ruby scheint glaubwürdig, und dadurch fehlt bei all den seichten Slapstickmomenten die Fallhöhe, um überhaupt Lacher zu provozieren.

Sicherlich schwingt bei Ruby auch eine ordentliche Portion Ironie und Sitcom-Neckerei mit, doch eine wirkliche Satire ist nicht zu erkennen. Schließlich basiert die Serie auf der BBC-Sitcom „Miranda“, die sich als Sitcom durchaus ernst genommen hat. Und selbst wenn Giuila Becker (bekannt aus „ZDF Magazin Royale“) die Serie als extra-schlechte-Satire geschrieben hat, fehlt schlicht und ergreifend der Witz.

Serien wie „Pastewka“, „Stromberg“ oder zuletzt „Jerks“ und „Die Discounter“ haben mit gutem Timing und präzisen Alltagsbeobachtungen vorgemacht, dass deutsche Comedy-Serien funktionieren können. Ruby bleibt da leider auf Strecke, auch wenn das Duo Anna Böger und Rosina Kaleab echte Sympathiepunkte gewinnen konnte.

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