Kopfschüsse vor Heidelandschaft
Ein Laberkopf aus Berlin-Neukölln legt sich mit dem organisierten Verbrechen auf Sylt an: „Großes Kino“ von Sascha Reh ist eine große Krimikomödie.
„Schon dem Aussehen nach ist der Chinese leicht als Araber zu erkennen.“ Der Erzähler in „Großes Kino“ von Sascha Reh rutscht immer wieder ins politisch Unkorrekte ab – sehr zum Amüsement der lesenden Gemeinde. Manchmal weiß man nicht, wer die Dinge lockerer angeht, dieser Erzähler, der nur zu gern auch mit den Zeiten der Handlung spielt und Informationen zurückhält – oder der Held der Handlung. Carsten Wuppke war mal Sozialarbeiter, doch das ist schon länger her. Zuletzt verdiente der Laberkopf aus Berlin-Neukölln seine Brötchen mit Auftragsarbeiten für einen Clanchef. Als er auf der Flucht vor der Polizei ein Moped klaut, hat Wuppke erneut den Clanchef an der Backe: Das Zweirad hatte einem seiner Handlanger gehört. Ali al-Safa, genannt der Chinese, will von Wuppke Reparationsleistungen und schickt ihn deshalb nach Sylt. Dort soll er mit allen Mitteln den Kauf einer Heidelandschaft unter Dach und Fach bringen. Wuppke, dessen große Klappe den gesamten Roman dominiert, hat zwar nie einen Plan, kann sich dafür aber labernd durchs Leben lavieren. Ob es dafür auch im Sylter Politsumpf und gegenüber der organisierten Kriminalität vor Ort reicht? Schon bald pflastern Leichen seinen Weg, die er nicht zu verantworten hat. Das Krimidebüt von Sascha Reh ist eine große Krimikomödie – die natürlich auch auf unserer Liste der besten Krimis im Oktober 2020 vertreten ist.