„Schachnovelle“ mit Oliver Masucci beim MDR
In der Verfilmung des Literaturklassikers von Stefan Zweig hilft das Brettspiel der Hauptfigur dabei, nicht wahnsinnig zu werden.
Es ist keine beneidenswerte Aufgabe, Stefan Zweigs Schullektüre-Standardwerk auf die Leinwand zu bringen. Immerhin spielt es größtenteils buchstäblich im Kopf von Doktor Bartok (Oliver Masucci). Die Geschichte des Anwalts, der von den Nazis in Isolationshaft gehalten wird und sich durch mentales Schach vor dem Wahnsinn retten will, bietet sich nicht eben an für große, epische Bilder.
Insofern verzeiht man dem Team um Regisseur Philipp Stölzl („Der Schwarm“, „Goethe“) selbst klischeehaftere Erweiterungen der spärlichen Handlung, was fleißige Darsteller:innen und atmosphärische Sets erleichtern: Bartoks idyllische Wiener Vergangenheit mit seiner Frau Anna (Birgit Minichmayr) ist wie der aalglatte Gestapo-Mann Franz-Josef Böhm (Albrecht Schuch) eine Erfindung der Filmemacher. Nicht ganz nachvollziehbar ist eine Enthüllung im letzten Drittel, die „Schachnovelle“ nicht nur deutlich von der Vorlage entfernt, sondern auch die Pointe verwischt, die der Film selbst zu machen vorgibt. Mögliche politische Relevanz wird so der Idee vom „großen Kino“ geopfert – was dem als unpolitisch bekannten Stefan Zweig wiederum vielleicht gar nicht so unrecht gewesen wäre.