„Schwätzer“ von Sven Pfizenmaier
Wenn Sven Pfizenmaier in „Schwätzer“ mit wunderbar absurden Wendungen über Einsamkeit, Gentrifizierung und Sucht schreibt, ist das nicht nur eine tiefenscharfe Gesellschaftsanalyse.
„Schwätzer“ von Sven Pfizenmaier ist unsere Buchempfehlung der Woche
Vor zwei Jahren hat Sven Pfizenmaier seine Teilnahme beim Debütantensalon des Harbour Front Festivals zurückgezogen. 10 000 Euro sind ein stolzes Preisgeld – aber will man die auch von einem Klaus-Michael Kühne, der sich weigert, die NS-Geschichte seines Unternehmens aufzuarbeiten? Dann doch lieber den aspekte-Literaturpreis, den sich Pfizenmaier mit seinem in der niedersächsischen Provinz spielenden Roman „Draußen feiern die Leute“ auch mehr als verdient hat.
Inzwischen ist der in Celle geborene Autor nach Berlin gezogen, wo auch sein zweiter Roman „Schwätzer“ spielt. In der Hauptstadt ist die Party definitiv vorbei, zumindest für die Protagonisten Meikel und Eddi, zwei ehemalige Junkies, die nur mit großer Mühe durch ihren Alltag kommen. Als Eddi aus seiner Wohnung raus muss, weil eine profitgeile Zahnärztekammer das Haus aufgekauft hat, versuchen die ehemals besten Freunde, Eddis Obdachlosigkeit abzuwenden, indem sie sich in Brandenburg auf die Suche nach Meteoriten machen … Wenn Pfizenmaier mit wunderbar absurden Wendungen über Einsamkeit, Gentrifizierung und Sucht schreibt, ist das nicht nur eine tiefenscharfe Gesellschaftsanalyse: Der 33-Jährige blickt auch mit einem ungetrübten Gespür für Komik auf die Tristesse.
Mit „Schwätzer“ hat es Sven Pfizenmaier auf unsere Liste der besten Bücher im September 2024 geschafft.