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Schwanengesang – Swans „Leaving Meaning“

Seit ihrer Neuformierung haben Swans die Welt in Sicherheit gewiegt. Das neue Album „Leaving Meaning“ ist erst der Anfang davon, diese Sicherheit wieder zu entziehen.

Nach drei sperrigen Experimentalrock-Alben, die aber zumindest alle in dieselbe Richtung zu weisen schienen, hat Michael Gira das feste Line-up der Swans aufgelöst. Eine Notwendigkeit, sagt er: „Wir hatten unsere Grenze erreicht. Wir hatten das Gefühl, als Gruppe nichts Neues leisten zu können. Meine Aufgabe war es diesmal, als Produzent zu entscheiden, was jeder einzelne Song brauchte.“ Aus der losen Kollaboration unterschiedlicher Musiker und Musikerinnen ergibt sich mit „Leaving Meaning“ das wohl spannendste Swans-Album, seit sie 2010 mit „My Father will guide me up a Rope to the Sky“ zurückgekehrt sind.

Doch wie könnte das neue Swans-Album klingen? Auch Gira und seine Kollaborateur*innen wussten es nicht: „Ich habe zwar das Sagen, aber wenn die Persönlichkeit der Einzelnen nicht durchscheinen würde, würde die Musik nicht gelingen. Ich muss also mehr wie ein Dirigent fungieren und es annehmen, dass etwas geschieht, das ich nicht erwarte.“, sagt Gira. Für ihn war der Bruch aber nicht so radikal, wie er auf dem Album schließlich klingt. Der neue Sound ergibt sich aus Spuren, die schon auf ihrem letzten Album „The glowing Man“ präsent waren: „Ich finde in der Musik meist ein Element, das nach vorne weist. Dann verwerfe ich den Rest, der überholt oder vorhersehbar ist, und weite die Teile aus, die schon vorhanden waren, aber nicht im Vordergrund standen.“

„Leaving Meaning“ hinterlässt rätselhaftes Echo

Und trotzdem wirkt „Leaving Meaning“, seinem Titel gerecht, rätselhafter als die Trilogie, die Swans zurücklassen. „The Glowing Man“ mutete mit seiner stillen Kraft schon wie ein Abschied von dem Jam-zentrischen Sound der letzten Alben an. Doch zwischen zarten Gothic-Folkstücken, brütenden 80er-Synthesizern, Retrosoul-Harmoniegesängen und Ambientjazz-Exkursen findet „Leaving Meaning“ ganz neue Spielarten. Es wirkt rastlos und ambivalent. Und tatsächlich hat Michael Gira bereits Pläne für ein neues Album: „Ich stelle mir eine Farbe vor. In einem Wort zusammengefasst wäre es vielleicht: Rauch.“

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