„Die rätselhaften Honjin-Morde“ von Seishi Yokomizo
Der japanische Krimiautor Seishi Yokomizo führt uns mit dem raffinierten Krimi „Die rätselhaften Honjin-Morde“ in die Irre.
„Die rätselhaften Honjin-Morde“ von Seishi Yokomizo ist unser Krimitipp der Woche.
Die zwei aufgeschlitzten Leichen von Kenzo und Katsuko liegen in einem von innen verriegelten Raum. Nirgendwo hält sich jemand versteckt, es gibt keine Öffnung, durch die ein Mörder das Zimmer verlassen haben könnte. Im Japan des Jahres 1937 wird das Paar in der Hochzeitsnacht tot aufgefunden. Kommissar Isokawa ist mit der Situation schnell überfordert, und so bittet der Onkel der getöteten Braut seinen Neffen, den jungen Privatdetektiv Kosuke Kindaichi, den kniffligen Fall zu lösen.
Ein typisches Locked-Room-Mystery also, bei dem die Frage, wie das Verbrechen begangen werden konnte, zum Täter führt. Schon Edgar Allan Poe, Arthur Conan Doyle und Agatha Christie haben mit dem Genre gespielt und hatten ihren Spaß daran, mit einer Fülle von Informationen zu verwirren, um am Ende mit überraschenden Lösungen aufzutrumpfen. Dass den Leser:innen auch bei Seishi Yokomizos Rätselkrimi aus dem Jahr 1973 alle Puzzleteile zur Aufklärung der vertrackten Mord-Inszenierung bekannt sind, ist wieder mal ein Trick, die Scharfsinnigkeit der ermittelnden Person hervorzuheben. Warum ist es nur so schwierig – wenn gar unmöglich –, selbst auf den logisch nachvollziehbaren Tathergang zu kommen? Zum einen, weil wir von Yokomizos Erzähler durch spitzfindige Formulierungen zu falschen Voraussetzungen gebracht werden. Zum anderen, weil man zu scheinbar logischen Schlussfolgerungen neigt, die aber in Wahrheit auf irrigen Annahmen basieren.
Nun sollte weder das, noch die fremdartigen japanischen Begriffe und ähnlich klingenden Namen irgendjemanden von dem Spaß abhalten, den der bis ins Detail durchdachte Mystery-Krimi von Seishi Yokomizo (1902-1981) bereitet. Was es mit dem Schwert im Schnee, den blutigen dreifingrigen Handabdrücken und der 13-saitigen japanischen Zither am Tatort auf sich hat, erklärt Kindaichi zum Ende – und präsentiert damit dem verblüfften Zuhörern den doch so offensichtlichen Täter.
Mit „Die rätselhaften Honjin-Morde“ hat es Seishi Yokomizo auf unsere Liste der besten Krimis im Dezember 2022 geschafft.