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Sex im Pool beim Kinderstillen

Die neue Netflix-Serie „Sex/Life“ ist eine aseptische Verfilmung der heimlichen Lüste einer unbefriedigten Hausfrau und Mutter.

Die neue Netflix-Serie „Sex/Life“ hat eine frustrierte Ehegattin und Mutter im Zentrum ihrer Handlung: Billie (Sarah Shahi) war bei 73 Prozent aller Kamasutrastellungen, als sie Cooper kennenlernte, seitdem stagniert die Quote. Jetzt hat sie zwei Kinder, und während  Billie das Baby stillt, fällt  die frühere Schulpsychologin und jetzige Hausfrau und Mutter in Wachträume, in denen sie von Sex in Hinterhöfen träumt. Als ihr kleiner Sohn ihr das Glas zeigt, in dem er einen Schmetterling gefangen hat, den er angeblich liebt und deshalb gefangen halten will, ist das schon nach fünf Minuten der Serie das Bild, in dem Sarah sich in ihrer Beziehung sieht.

Ihr Mann Cooper (Mike Vogel) ist der Liebling aller Schwiegereltern und hat Billie einen Landsitz gekauft, der sie einerseits überzeugt, andererseits ist es das selbstgekochte Essen gewesen, das er  bei der ersten Einladung auf den Tisch zauberte. Wenn er aus dem Büro nach Hause kommt, wirft er sofort den Rasenmäher an und kürzt die Halme um drei Milimeter. Begehrt Sarah ihn und sendet Signale aus, übersieht er die und plaudert von der neuen Chefin in der Firma – kurz: Cooper ist in Billies Augen der perfekteste Loser aller Zeiten, der im Bett ein Footballspiel schaut, während sie mal wieder so richtig durchgevögelt werden will. In der Nacht, wenn alle schlafen, ruft sie ihre beste Freudin an, die im Klub auf den Auftritt ihrer Lieblingsband wartet, und klagt ihr ihren Frust.

Doch nicht nur der Loser Cooper wird so toll und clean gezeigt, die ganze Serie ist so rausgeputzt: In den Hinterhöfen, in denen Sarah Sex hat, sind die dunklen Stellen genauso aseptisch gestaltet wie die Räume und der Garten in und hinter Coopers und Sarahs Haus. Doch dann liest Cooper heimlich Billies digitales Tagebuch, dem sie all ihre unerfüllten Wünsche, Träume und Erinnerungen an den wilden Sex mit ihrem Ex Brad (Adam Demos) anvertraut. Wie sie zum ersten Mal in Brads Appartment kommt, wo im Wohzimmer des Plattenlabelchefs eine Bühne für Bands steht, wo er auf dem Dach des Hochhauses von New York einen Pool besitzt, in dem beide während eines Gewitters Sex haben. Schon wieder ein Bild, das die Handlung symbolisch aufladen soll, so straight und langweilig vorhersehbar, wie man es sich kaum vorstellen kann.

Doch dann passiert etwas am Ende der ersten Folge von „Sex/Life“, das der Serie die Chance gibt, noch mal von vorne anzufangen, die Klischees wie auch die Sauberkeit in den Bildern abzustreifen wilder und unberechenbarer zu werden. Falls ihr das nicht gelingt, ist „Sex/Life“ nur eine langweilige Schilderung der sexuellen Unerfülltheit einer bessergestellten Hausfrau in einem New Yorker Vorort. jw

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