Staatsoper Hamburg: Premiere von „Lady Macbeth von Mzensk“
Die Staatsoper Hamburg bringt „Lady Macbeth von Mzensk“ von Dmitri Schostakowitsch zur Premiere. Da geht sogar Stalin raus!
Die Staatsoper Hamburg bringt die Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ des russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch zur Premiere. Am 22. Januar ist Nikonova Angelina in der Hauptrolle zu sehen, die musikalische Leitung hat Kent Nagano.
Staatsoper Hamburg: Mörderin – und Heldin
Die Oper feiert hier Premiere, erlebte aber in der Sowjetunion ein rasches Aufführungsverbot, nachdem Diktator Josef Stalin im Jahr 1936 in Moskau eine Aufführung besucht hatte. Stalin sah in Dmitri Schostakowitschs Werk „Wirrwarr“ und keine Musik. Kurz darauf erschien in der Prawda ein Verriss, der eine Lawine an Verrissen auslöste. Die Kritiker, die der Oper zuvor wohlwollend gesonnen waren, änderten über Nacht ihre Meinung, und schließlich verschwand „Lady Macbeth von Mzensk“, die in den Jahren zuvor erfolgreich in New York, Philadelphia, Stockholm, Prag und Zürich aufgeführt worden war, von den Spielplänen und wurde verboten.
Was aber ist denn so schlimm an Schostakowitschs Werk? Kurz gesagt: Der Künstler machte eine Mörderin zur Hauptfigur und Heldin; er sah in der Figur der Katerina Lwowna Ismailowa eine Vertreterin des neuen Typus der „selbstbewussten Frau“, genau wie er seine Ehefrau Nina Warsar sah.
Katerina Lwowna Ismailowa langweilt sich in ihrer Ehe mit dem lieblosen Kaufmann Sinowi Borissowitsch Ismailow, auch in ihrer gesellschaftlichen Rolle der passiven, untätigen Gattin. Als der Ehemann auf Dienstreise ist, beginnt sie eine Affäre mit dem junger Sergei, wird aber von ihrem Schwiegervater dabei erwischt, den sie daraufhin vergiftet. Als auch Sinowi den beiden auf die Schliche kommt, bringen Katerina und Sergei auch ihn um. Ihrer Heirat steht nun nichts mehr im Weg, doch eine der Leichen wird entdeckt, und die Liebenden werden zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt. In der Verbannung verguckt sich der Frauenheld Sergei in eine andere, was Katerina aus rasender Eifersucht schließlich dazu bringt, ihre Nebenbuhlern von der Brücke zu stürzen und hinterherzuspringen.
Das Alles kam nach den späten, wohl von Stalins negativer Meinung über die Oper erschienenen Verrissen gar nicht gut an bei den Leuten und der allgemeinen Ausrichtung der sowjetische Kulturpolitik: Opern hatten tugendhaft zu sein und erhabene Dinge zu behandeln und nicht von liebeswütigen Dreifachmörderinnen zu erzählen. Es ist zu kritisieren, dass die Frau, die nach Freiheit strebt in einer repressiven, patriarchalen Gesellschaft wie in vielen ähnliche Stücken und Büchern auch hier am Ende schwer bezahlen muss für ihren Frevel. Andererseits: Hätte Schostakowitsch seiner selbstbewussten Frau auch noch ein Happy End gegönnt, hätte er in den 1930ern in der Sowjetunion wohl noch ganz andere Probleme bekommen als eine verbotene Oper …
Weitere Aufführungen von „Lady Macbeth von Mzensk“ in Hamburg sind
- 22. 1.
- 25. 1.
- 28. 1.
- 31. 1.
- 4. 2.
- 8. 2.