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„State of the Union – Staffel 2“: Nick Hornbys Streitgespräche in der ARD

„State of the Union – Staffel 2“: Nick Hornbys Wortgefecht zur Lage der Ehe geht in die nächste Runde. Zu sehen in der ARD.

„Ich glaube, ich will die Scheidung“ – Ellen (Patricia Clarkson) ist scheinbar durch mit ihrer Ehe. Ihr Mann Scott (Brendan Gleeson) verlässt nur selten seine aus Golf, Angeln und Jazz bestehende Komfortzone und ist der Zukunft im Allgemeinem nicht gerade zugeneigt. Die zweite Staffel der Emmy-prämierten Mini-Serie State of the Union (streamen in der ARD-Mediathek) spielt im Hipster-Café der non-binären Person Jay (Esco Jouley), in dem Ellen und Scott jede Woche einen Kaffee bestellen und für zehn Minuten Platz nehmen, bevor sie zu ihrer gemeinsamen Ehetherapie gehen.

State of the Union: Raffinierte Wortgefechte von Nick Hornby

Das Drehbuch ist, wie in Staffel 1, von Nick Hornby („About a Boy“), und Regie führte erneut Stephen Frears („High Fidelity“). Das bedeutet: rasante zehnminütige Folgen, in denen so ziemlich alles verhandelt wird. Ellen und Scott streiten über Männlichkeitsbilder, Diversität, uneindeutige Pronomen und Hafermilch. Sie diskutieren über Quäker, Untreue aus der Vergangenheit und diese unmögliche Zukunft – alles mit gewitztem Sarkasmus und beiläufigen Referenzen garniert, wie es nur Hornby kann.

Die Dialoge sind kluge Beziehungsanalysen und offenbaren gleichzeitig, wenn auch etwas überspitzt, die Probleme aktueller gesellschaftlichen Debatten – kaum ein Wort zu viel, keine Pointe erzwungen. Ging es in Staffel 1 noch um die Zerwürfnisse des Brexits, arbeitet sich Staffel 2 an den identitätspolitischen Machtkämpfen unserer Zeit ab. Der Ehestreit ist dabei stellvertretend für den Kampf zwischen dem ewig Gestrigen und dem missionierend Fortschrittlichem. Wer die identitätspolitischen Debatten unserer Zeit verfolgt, mag hier nicht viel Neues erfahren. Dennoch lohnt es sich, State of the Union zu schauen. Schließlich dürften sich viele in den Streitgesprächen des Ehepaares wiedererkennen und vielleicht sogar daraus lernen.

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