„Stromberg – Wieder alles wie immer“: Das Drama der Komödie
Kann er das politisch unkorrekte Niveau des ersten Films und der Serie halten? Ja, kann er. Aber „Stromberg – Wieder alles wie immer“ mit Christoph Maria Herbst als Personifizierung des Fremdschams wird gleichzeitig zu einem todtraurigen Drama. Noch nie hat man diesem „Helden“ so sehr in die Seele schauen können. Jetzt im Kino.
Der neue Spielfilm „Stromberg – Wieder alles wie immer“ ist als bitterböse Reunion der Kerntruppe aus der bestens bekannten Serie und dem erstem Spielfilm angelegt angelegt. Kurz gesagt: Das enge Team der Abteilung Schadensregulierung M–Z der Capitol Versicherung AG wird von Matthias Opdenhövel zu einer Show ins Fernsehen eingeladen – sie sind ja schließlich alle Stars aus einer Dokumentation über ihre Firma. Von Tanja und Ulf Steinke über Berthold „Ernie“ Heisterkamp bis hin zu Jennifer „Schirmchen“ Schirrmann und natürlich Bernd Stromberg – alle kommen sie. Doch wie nicht anders zu erwarten: Das Wiedersehen endet im Desaster. „Stromberg – Wieder alles wie immer“ läuft jetzt im Kino.
Im Interview mit kulturnews hielt Drehbuchautor und Produzent Ralf Husmann („Merz gegen Merz“) hervorragend dicht. Zwar erzählte er sehr viel über seine Arbeit und auch über den Charakter Bernd Strombergs, über den Film selbst – der der Presse erst zwei Tage vor dem Kinostart gezeigt wurde – verriet er sehr wenig. Und die Überraschung gelang: Die neue Komödie um den Chef Stromberg – er arbeitet nicht mehr bei der Capitol – kippt innerhalb weniger Minuten von einem komischen Format in ein Drama von ganz besonderem Ausmaß. Während draußen vor den Türen des TV-Studios chauvinistische „Stromberg“-Fans und eine Gegendemonstration von Kritikerinnen des Stromberg’schen Sexismus aneinandergeraten, bis die Polizei eingreifen muss und die Sendung verschoben wird, eskaliert drinnen die Situation unter den alten Helden. Jennifer (Milena Dreißig, „Where’s Wanda?“) hat ihren neuen Freund Julian (László Branko Breiding, „Helgoland 513“) mitgebracht, der sich selbst Content Creator nennt und ständig Videos in Echtzeit online stellt. Was ist die Folge? Jeder Stromberg-Spruch geht sofort viral, sämtliche Unstimmigkeiten innerhalb der alten Truppe ebenso, was nicht nur die demonstrierenden Frauen vor dem Studio immer energischer auftreten lässt, auch der TV-Sender kriegt in Bezug auf die Reunion-Show langsam kalte Füße. Auf dem Weg dorthin aber wird der Film düsterer und düsterer, Autor Ralf Husmann und Regisseur Arne Feldhusen („How to sell Drugs online (fast)“) lassen die Handlung in Richtung Drama kippen. Ulf (Oliver Wnuk („Das Fest der Liebe“) behandelt seine Frau Tanja (Diana Staehly) wie ein übelster Sexist. Stromberg (Christoph Maria Herbst („Ganzer halber Bruder“, „Der Buchspazierer“) aber wird komplett demontiert, sowohl in Bezug auf seinen aktuellen Beruf als auch in seinem Privatleben. Was dabei besonders ins Gewicht fällt: Herbst spielt ihn immer mehr als gebrochenen Mann, der seine Stehaufqualitäten nicht mehr ausspielen kann, weil er inzwischen auf eine völlig neue Öffentlichkeit trifft, die ihm sein Verhalten nicht mehr durchgehen lässt. Die einzige Figur mit postitiver Entwicklung in diesem Film ist die des Berthold „Ernie“ Heisterkamp, die Bjarne Mädel („Kranitz“, „25 km/h“) in all ihrer Einfühlsamkeit perfekt spielt, nur diesmal ohne Minderwertigkeitskomplexe, sondern als gereiften Menschen. Nimmt man Berthold den neuen Beruf des Lifecoachs zunächst nicht ernsthaft ab, so belehrt einen die fortlaufende Handlung des Films eines Besseren: Der Autor des Buches „Du bist kein Opfer“ liefert zwar immer noch ab und an Slapsticknummern ab, doch Ernie lässt jede Verarsche an sich abperlen. „Stromberg – Wieder alles wie immer“ liefert eine weitere Eskalation aller früheren schlimmen Momente, jetzt aber auf einer Metaebene: der Ebene unserer Zeit. Der Film ist ein Clash der Zeiten und ihrer Generationen, und Husmann und Feldhusen haben das hervorragend in Szene gesetzt. Nur der Schluss, der hat etwas enttäuscht, nicht nur wegen der ranschmeißerischen Auftritte von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann und dem SPD-Bundesvorsitzender Lars Klingbeil. Die hätten nicht sein müssen und mit ihnen auch nicht die Wendung, die der Film am Ende nimmt.