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Sufjan Stevens: The Ascension

Sufjan Stevens The Ascension Cover

Radikaler hätte sich Sufjan Stevens von dem fragilen Folk des Vorgängers „Carrie & Lowell“ nicht entfernen können.

Lassen wir mal die Songs für „Call me by your Name“, die Ballettpartitur „The Decalogue“ und das im Verbund mit seinem Stiefvater veröffentlichte New-Age-Album „Aporia“ außen vor: „The Ascension“ schließt an „Carrie & Lowell“ an – und radikaler hätte sich Sufjan Stevens mit seinem achten Werk wohl kaum von dem fragilen Folkalbum aus dem Jahr 2015 entfernen können. Auf den intimen Schmerz des autobiografischen Vorgängers folgt ein globales Verzweifeln, das Stevens mit der zwölfeinhalbminütigen Vorabsingle „America“ perfekt eingeführt hat.

Auch die übrigen 13 Stücke sind im Kern Synthesizerpop, die es in Sachen Eingängigkeit mit den Genreklassikern aus den 80ern aufnehmen können, dank zeitgemäßer Verfremdung aber über Schmonzigkeit erhaben sind. Der immer forscher pluckernde Opener „Make me an Offer I cannot refuse“ erinnert an den wagemutigen Justin Vernon, „Ursa Major“ und „Gilgamesh“ wenden die Häckseltechnik von James Blake an, und „Death Star“ denkt Radioheads „Idioteque“ weiter.

Doch wohin führt Sufjans Kulturpessimismus? Die Texte sind abstrakt genug, um auch religiöse Bilder und esoterische Schwurbeleien auf eine unbedenkliche Weise interpretieren zu können. Zuvorderst fordert der verzweifelte Sufjan Stevens ja etwas ein, was man ihm für diese Platte einfach zukommen lassen muss: Liebe.

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