Zahm gewordene Punker: „Tangk“ von Idles
Für die Briten ist es an der Zeit, der Liebe mehr Raum zu lassen. „Tangk“ ist durchzogen von ungebremsten Optimismus.
Als eine der Größen des gerne auch ungemütlichen Postpunk überraschen Idles mit neuer Musik, die sich ganz der Liebe widmet. „No god, no king, I said love is the thing“ singt Joe Talbot in „Grace“ und stellt Liebe über Religion. Kirchliche Anspielungen schwingen auch in „A Gospel“ zwischen den Zeilen und Tönen, wenn sein besinnlicher Gesang zu glockenähnlichen Klaviertupfern erklingt.
Die charakteristischen, halb gesprochenen Rufe finden auf dem fünften Album der Briten nur noch akzentuiert („Gift Horse“) statt, und selbst bandtypische Songs wie „Hall & Oates“ entpuppen sich als Liebeslieder. „Tangk“ unterscheidet sich vielleicht nicht elementar von Idles’ Erfolgswerk „Crawler“, das sich durch Traumata gekämpft hat, um abschließend zu den Worten „Despite it all, life is beautiful“ zu gelangen. Doch es wühlt weniger auf, um Hoffnung zu finden. „POP POP POP“ etwa widmet sich ausschließlich dem Empfinden von „Freudenfreude“ – eine Wortneuschöpfung und das Gegenteil von Schadenfreude –, in „Roy“ geht es um Sehnsucht und Leidenschaft. „Tangk“ ist ein Album des tiefgründigen Optimismus.