„Jonny“ von The Drums: Die Wunden des Aufwachsens
Würde es ohne The Drums vielleicht keinen Betterov, Drangsal oder Edwin Rosen geben? Mit „Jonny“ hat Jonny Pierce wieder einen zeitlosen Sound geschaffen.
Auf dem Cover von „Abysmal Thoughts“ steckt er die Nase ganz tief in seine Sneaker, doch das Artwork des sechsten The-Drums-Album toppt das locker: Schon vor zehn Jahren ist Jonny Pierce in sein Elternhaus in New York zurückgekehrt, und da er sich sicher sein konnte, dass seine Eltern in der Kirche sind, konnte er Aktfotos machen, die ihn in Gebetshaltung auf dem Bürostuhl seines Vaters zeigen. Mit „Jonny“ wendet er sich nun an sein jüngeres Ich und verbindet die Wunden, die das Aufwachsen in einer kultähnlichen religiösen Gemeinschaft hinterlassen haben.
Um zu belegen, wie zeitlos der abgestammte Drums-Sound ist, muss man gar nicht auf Betterov, Drangsal oder Edwin Rosen verweisen, wo doch gerade der Song „Money“ vom Album „Portamento“ aus dem Jahr 2011 bei TikTok durch die Decke gegangen ist. Und lassen wir sogar mal die herzergreifenden Botschaften außer acht, mit denen er hier dem jugendlichen Jonny, dem späteren Bühnenkünstler und schwulen Liebhaber den Rücken stärkt: So großartige Songs wie „I want it all“, „Plastic Envelope“ und „The Flowers“ hat Jonny Pierce nie zuvor geschrieben.