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Thriller im Innendienst mit Jakob Cedergren

Jakob Cedergren brilliert im Film„The Guilty" als Polizist, der eine entführte Frau retten will. Arte zeigt den Film von Gustav Möller.

Wenn Filme wie Kammerspiele inszeniert sind, kann das sehr schnell langweilig werden. Nicht so der Thriller „The Guilty“, der jetzt auf Arte zu sehen ist. Unter der Regie von Gustav Möller liefert Schauspieler Jakob Cedergren in der Rolle des Polizisten Asger Holm ein nur mit Minenspiel die gesamte Gefühlspalette. Holm ist wegen eines Vergehens in den Innendienst strafversetzt und macht in der Notrufzentrale Dienst. Es ist aber seine letzte Schicht hier, dann am nächsten Tag soll sein Fall von einem nicht näher benannten Gericht verhandelt werden. Wie sich im Lauf des Films herausstellt, muss Asger Dreck am Stecken haben, denn sein Polizeipartner soll am nächsten Tag mit seiner Aussage zu Gunsten von Asger lügen.
Zwischen Anrufen von Besoffenen und Menschen auf anderweitigen Drogen kommt plötzlich ein Notruf rein, bei dem sich herausstellt, dass die Anruferin – Iben – entführt wird. Asger Holm gelingt es mit Hilfe von Fragen, auf die Iben nur mit Ja oder Nein antworten muss, ihren ungefähren Standort sowie Farbe und Typ des Autos zu erfahren. Entführer ist ihr Ex-Mann Michael.
Asger steigert sich in den Fall hinein, arbeitet trotz Schichtende weiter, kriegt die Adresse von Iben Wohnung in Erfahrung und schickt eine Streife hin – Ibens Tochter Mathilde ist ok, aber ansonsten machen die Polizisten eine grausame Entdeckung …
Der Däne Gustav Möller hat einen Film gedreht, halb Thriller, halb Drama, der unter die Haut geht. Die Kamera rückt Asgar auf die Pelle, geht ihm ins Gesicht oder auf die Hände, die an der Tastatur oder auf der Computermaus liegt. Asgar zeigt seine ganz subtil aufkommende Verzweiflung angesichts der emotionalen Achterbahnfahrt, die er im Laufe des 90-Minüters absolviert. „The Guilty“ ist nämlich auch ein Psychogramm des Helden, dessen Schuld aus einem Polizeieinsatz ganz langsam zutage tritt, je mehr Asger das Drama um Iben, Michael und Mathilde an die Nieren geht. Ist er anfangs noch im Großraumbüro der Notrufzentrale unter Kolleginnen und Kollegen, so zieht sich Asger bald in einen Nebenraum zurück und lässt alle Rolläden runter. Asger verkriecht sich, als er sich im Showdown gewaltig im telefonsichen Gegenüber täuscht. Die Musik des Films kommt vom dänisch-australischen Duo Caspar Hesselager und Carl Colemann, die eigentlich Indie-Rock machen, hier aber lediglich ganz tief in die Bässe gehen und damit Asgers Anspannung auf die Zuschauer übertragen.
Möller, der auch das Drebuch schrieb, spielt mit der Erwartungshaltung sowohl seines Helden als auch der Zuschauer, die in dieser linear erzählten Geschichte genauso wenig wissen wie der  zunehmend verzweifelnde Asger. Der Film ist geprägt von den vielen telefonischen Freizeichen oder Zeichen für besetzte Leitungen oder abgebrochene Gespräche, während Asger versucht, Gespräche in Gang halten, Polizisten aus der Ferne zu leiten in bei Besarf scho auch mal Illegales zu tun. Doch alle Pläne werden über den Haufen geworfen, wenn der große Twist den Film einmal auf Links stülpt.
Was ist Gut, was Böse? Der Film fängt mit Gewissheiten an, um dieses systematisch zu zerstören. Am Ende ist der Fall gelöst, aber ob Asger noch einmal als Polizist arbeiten wird, bleibt völlig offen.
Arte zeigt „The Guilty“ sowohl im linearen Fernsehen als auch für eine Woche in der Mediathek. Diese Version hat aber nur die deutsche Tonspur. Amazon Prime zeigt den Thriller ebenfalls, wahlweise auf Dänisch oder Deutsch. .jw

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