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„This is what I mean“ von Stormzy: Erwachsener Rap

Stormzy sitzt auf einem Sessel und schaut in die Kamera.
Mit „This is what I mean“ hat sich Stormzy als erwachsener Raper etabliert. (Foto: Adam Jollah)

Auf „This is what I mean“ begibt sich Stormzy in die metaphysische Welt des Gospels. Dennoch finden auch gesellschaftliche Themen ihren Platz.

Dass Rapper mit wachsendem Erfolg plötzlich ihre spirituelle Seite entdecken, ist nicht neu. Dass diese metaphysischen Ausflüge dann wiederum in guten Alben münden, ist eine Seltenheit. Das dritte Studioalbum des britischen Rappers Stormzy ist eine dieser Raritäten. Zugegeben: Stormzy hat neben all seinen Grime-Bangern schon immer den Hang zum predigendem Rap gehabt. Doch auf „This is what I mean“ manifestiert sich dieser Stil. Ein Instagram-Video ließ dies bereits vermuten. Das Video zeigt Stormzy, wie er mit seiner Studiocrew gemeinsam betet, um so den Aufnahmetag zu beginnen, und auch die etwas später veröffentlichte Tracklist bestätigte diese Vermutung: „Holy Spirit“, „Give it to the Water“, „Fire + Water“, „Sampha’s Plea“ sind gespickt von Bibel-Referenzen, und Orgel, Chor und Piano lassen keinen Zweifel: Hier wird gegospelt.

 

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Zuletzt hatte Kanye West immer wieder mit seiner wiederentdeckten Spiritualität kokettiert und 2019 sogar ein Album mit dem Namen „Jesus is King“ veröffentlicht. Doch anders als Kanye West ist Stormzy nicht ist diesem extremen Ausmaß dem guten alten Jesus verfallen. „This is what I mean“ ist darüberhinaus ein spannendes Rapalbum, das sich nicht in der Welt der Bibel verkriecht, sondern Themen aus dem Hier und Jetzt benennt. So rappt Stormzy auf „My Presidents are Black“ über strukturellen Rassismus in UK und in der Welt. Er fordert mehr black history in der Schule und prangert das immer noch virale Stereotyp an, nachdem ein schwarzer Mann entweder Drogen dealt, in irgendeiner Form laut und sauer ist oder im besten Falle zur kulturellen Belustigung der „weißen“ Welt da ist.

„This is what I mean“ von Stormzy: Ein erwachsenes Rapalbum

Zwar vergleicht sich Stormzy auf dem Titelsong sogar mit Kanye West („I think I’m Kanye mixed with Donny Hathaway“), doch seien wir mal ehrlich: Bis auf die spirituellen Ausflüge sind die Überschneidungen zwischen den beiden Rappern schon ziemlich marginal – zudem ist ein Kanye-Vergleich aktuell eh eher schwierig. Doch davon mal abgesehen ist „This is what I mean“ ein sehr erwachsenes Album. Stormzy verarbeitet seine Trennung von der britischen Moderatorin Maya Jama, rappt über neugewonnene Liebe und spricht auf „I got my Smile back“ über Suizidgedanken und Depressionen.

Wer sich auf ein Grime-Album mit harten Beats und Punchlines gefreut hat, wird sicherlich enttäuscht sein. Einzig der Titelsong kommt an frühere Hits wie „Shot up“ oder „Rossi Bob“ ran. Doch dafür bekommen Fans einen tiefen Einblick in Stormzys Gefühlswelt und einen neuen Sound, der durch die unterschiedlichen Features durchaus profitiert. Ein riesiges Team hat an diesem Album mitgewirkt – und es zu dem gemacht, was es ist: reflektierter Rap zwischen Gospel, Afrobeat und Grime.

 

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