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„Tonky“ von Lonnie Holley: Ein Bildhauer macht Musik

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Normalerweise fertigt er Skulpturen an, jetzt bastelt er Texte zusammen, um voller Dinglichkeit über Diskriminierung und Sklaverei zu singen.

„Somebody asked me: do I remember?“, erzählt Lonnie Holley in „Seeds“, dem neunminütigen Opener seines fünften Albums, vor einem treibenden Puls aus Drums und Streichern – um die Frage dann mit rhetorischer Ungläubigkeit zu wiederholen: „Do I remember?“ Natürlich erinnert er sich. Seit Jahrzehnten baut der Künstler Skulpturen aus Alltagsgegenständen und wird zuletzt auch als musikalische Stimme immer wichtiger. Auf „Tonky“, benannt nach einem Spitznamen, den er als Kind verpasst bekommen hat, weil er in einer Honky-Tonk-Bar gewohnt hat, wird Holley zur Stimme ganzer Generationen von Schwarzen Amerikanner:innen.

Sklaverei und Diskriminierung gehören zu den Themen, denen er sich mal sprechend, mal singend widmet, doch auch Glaube, Hoffnung und Gemeinschaft. Als Produzent kehrt Jackknife Lee zurück, der schon beim Vorgänger „Oh me, oh my“ an Bord war, und so schließt „Tonky“ trotz neuer Gäste – darunter Rapper wie Open Mike Eagle oder Billy Woods – mit seinem Sound zwischen Jazz und Spoken Word nahtlos daran an. Es ist eine epische Geschichte der Kehrseite der USA, die Holley Stück für Stück zusammensetzt.

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