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„Truth Decay“: You Me At Six melden sich mit jeder Menge Dopamin zurück

You Me At Six

You Me At Six veröffentlichen mit „Truth Decay“ ihr achtes Studioalbum. Dafür haben sie die alte Fassade endlich eingerissen.

Die 2000er sind zurück! Während auf Trends wie Hüfthosen verzichtet werden könnte, erleben so manche Bands ihre Renaissance. You Me At Six waren zwar nie von der Bildfläche verschwunden, die Musik, mit der sie ehemals begeistert haben, wurde aber auf ihren letzten Studioalben von vielen Fans vermisst. Bereits vor einem halben Jahr haben sie sich mit Red-Hot-Chili-Peppers-Gitarrenriff und 2000s-Pop-Punk-Musikvideo zurückgemeldet, als sie „Deep Cuts“ veröffentlichten. Ihre Musik ist allerdings nicht stehen geblieben, sondern endlich wieder richtig aufgeblüht.

Sänger Josh Franceschi selbst schaut auf die bisherige Karriere mit den Worten „We’ve done some really great stuff in our time but like one of my main critisisms of this band is not always saying what we meant to say with our chest“. Das hat sich nun geändert. Die Band hat begonnen ihre Konversationen auf eine neue Ebene zu setzen und dabei den Song „Mixed Emotions (I did’t know how to tell you what I was going through)“ geschaffen. Im dazugehörigen Kurzfilm arbeiten die Musiker ihre Erfahrungen mit Toxic Masculinity auf und wie stark das Thema Familien und zwischenmenschliche Beziehungen beeinträchtigen kann.

You Me At Six wirken befreit. Ihr Album ist musikalisch klüger akzentuiert, lauter und wütender, gleichzeitig reflektierter und vor allem ziemlich endorphingeladen, wie „God bless the 90s Kids“ oder „A Smile to make you weak(er) in the Knees“ beweisen. Gesanglich kommt Franceschi mehr aus sich heraus. Gemeinsam mit Rou Reynolds traut er sich in „No Future? Yeah right!“ auch mal zu schreien. YMAS beherrschen es gut musikalische Spannungen aufzubauen. Anders als es in ihrem letzten Album „Suckapunch“ der Fall war, halten sie aber nicht nur die Luft an, sondern lassen ihre aufgestaute Energie heraus. Es ist, als hätten sie ihr Ventil wiederentdeckt.

Düsterer wird es klanglich bei „Breakdown“, doch selbst hier wird man eher bekräftigt als beschwert. Zwischendurch fügen sich immer wieder elektronische Parts in den Bandmix ein, wie in „Ultraviolence“ oder „HeartLESS“, und bringen Bewegung in die recht klassische Besetzung. Zum Schluss nehmen die YMAS-Mitglieder nochmal etwas Tempo raus und holen Cody Frost an Bord für das trostspendende Stück „A Love Letter to those wo feel lost“. Die zentrale Zeile des Songs ist „Take it as it comes when you’re feeling lost“.

„I am all the therapy you need“ aus „:mydopamine:“ sind wohl die passendsten Worte zur Beschreibung dieses Albums. Auf „Truth Decay“ sind Dopamin, neue Energie und Antrieb zu finden. Wer all das live erleben möchte, muss nicht allzu lange warten. Im Februar und März kommen die Briten für vier Termine nach Deutschland.

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