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„Capricorn Sun“ von TSHA: Bock auf Steinbock

Portraitfoto TSHA liegend auf rotem Teppich
(Foto: Nicole Ngai)

Schon länger beherrscht die englische Produzentin TSHA die Tanzflächen. Doch ihr Debütalbum „Capricorn Sun“ lässt auch Raum für persönliche Songs.

Der Siegeszug des Astrologie-Revivals dauert an: Im Frühjahr hat FKA Twigs ihr Mixtape „Caprisongs“ veröffentlicht, Steve Lacys letzte Platte heißt „Gemini Rights“, und nun hat TSHA ihrem ersten Album den Titel „Capricorn Sun“ gegeben. „Ich identifiziere mich gerne mit einigen der positiven Eigenschaften eines Steinbocks: die Härte und die Arbeitsmoral“, sagt die englische Künstlerin, „aber auch die Sensibilität.“ Nach umjubelten Auftritten als DJ, Konzerten mit Flume oder beim Glastonbury Festival und einer Reihe von EPs bringt TSHA das Debüt auf Ninja Tune heraus – und macht nicht nur ihrem Sternzeichen, sondern auch dem prestigeträchtigen Label alle Ehre, indem sie den so schwer zu erreichenden Spagat schafft: unbedingte Tanzbarkeit auf der einen, Pop-Zugänglichkeit auf der anderen Seite.

Dabei hilft TSHA vor allem die menschliche Stimme. Auf einem Drittel der Songs hat sie Gastsänger:innen eingeladen, aber auch alle anderen Tracks enthalten mindestens ein Gesangssample. Auf diese Weise kann „Capricorn Sun“ konkretere und persönlichere Themen behandeln, als es für Tanzmusik üblich ist: Bei „Giving up“ ist TSHAs Partner Mafro zu hören, wie er quasi in Echtzeit eine Krise des Paares besingt, während „Sister“ eine streichergetränkte Ode an TSHAs Halbschwester ist, von der sie erst kürzlich erfahren hat, und das Outro „Nala“ ihre gleichnamige Hündin feiert.

Auf „Capricorn Sun“ gelingt es TSHA immer wieder, Dynamik aufzubauen, ohne den Beat zu opfern.

Immer wieder gelingt es der Produzentin dabei, Dynamik aufzubauen, ohne den Beat zu opfern. „Water“ mit der malischen Sängerin Oumou Sangaré etwa holt außereuropäische Musiktraditionen ins Boot. Highlight „Dancing in the Shadows“ wiederum beginnt als zurückhaltender Acid-House-Track, bevor zum Schluss eine melodische Synthmelodie alles aufreißt und Erinnerungen an den Klassiker „Gosh“ von Jamie xx weckt. „Capricorn Sun“ ist ein Album, das für den Club genauso geeignet ist wie für den Sonnenaufgang danach. Es zementiert TSHAs Status als Shooting Star der Szene – egal, ob man an die Macht der Sterne glaubt oder nicht.

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