TV-Tipp: Murray und Johansson sind „Lost in Translation“
Fremd in der Fremde: Zwei Amerikaner*innen finden in Tokio zueinander. Sofia Coppolas Film ist unser TV-Highlight.
Tokio: kalte Neonreklamen, kreischender Verkehr, kryptische Schilder – in der High-Tech-Metropole geht man leicht verloren. Oder man findet sich für einen flüchtigen, unvergesslichen Moment. In ihrem zweiten Spielfilm lässt Sofia Coppola einen alternden Schauspieler (Bill Murray) und eine junge Frau (Scarlett Johansson) in einer schlaflosen Nacht in einer Hotelbar aufeinandertreffen. Der Anfang einer Romanze, die die Grenzen der alltäglichen Beziehungsmuster sprengt; eine knisternde und intensive Begegnung – aber ohne Sex.
Langsam spinnt sich eine zarte Tragikomödie, deren Humor auf Übersetzungsproblemen und Situationskomik beruht. Der Wechsel von langen Einstellungen und Momentaufnahmen erzeugt einen Rhythmus, der den Herzschlag der verstörenden Stadt und der verstörten Helden wiedergibt. Murray spielt eine seiner sensibelsten Rollen als Ehemann, der sich mit seiner Frau per Fax nur noch über Teppichmuster unterhält. Die Kombi des Alt-Comedian mit der damals fast unbekannten Johansson ist aufregend und das Ende eine Meisterleistung für sich: Zum Abschied flüstert er ihr sanft etwas in Ohr – und aber man versteht kein Wort. Eine geniale Auslassung und ein Appell an die eigene Fantasie.
Text: Ina Kersten
„Lost in Translation“ läuft um 20.15 Uhr auf arte.