„Up to the Glass“ von Morgan Harper-Jones: Unglaubliche Präsenz
Auf ihrem Debütalbum verhandelt die englische Singer/Songwriterin tiefe Emotionen, Trauer und Therapie.
Mit ihrem Soundtrack zum Netflix-Film „Love at first Sight“ hat Morgan Harper-Jones erste Bekanntheit erlangt. Ihr Debütalbum „Up to the Glass“ zeigt, dass noch viel mehr in der 25-Jährigen Engländerin steckt. Mit unglaublicher Präsenz vereinnahmt ihre verletzlich-weiche Stimme und benötigt kaum die gezupfte Akustikgitarre, um den Raum zu füllen („Joshua“). Die Stücke verhandeln tiefe Emotionen: Einsamkeit und Vermissen („Lose a Tooth“) oder nachdenkliche Reue, wie in „Main Character“, das gegen Ende aus den Nähten platzt und sich befreit.
Musikalisch arrangiert sie durchaus poppig, legt sphärische Synthiesounds über die Band und schreibt eingängige Hooks („Leaves“), wie es Hörer:innen etwa von Maggie Rogers kennen. Hervor stechen aber ihre poetischen Zeilen, etwa in „Easy“: „I found comfort in the company of ghosts“. Der Verlust ihrer Großeltern und eine Therapie haben Harper-Jones ehrlicher und akzeptierender gegenüber sich selbst werden lassen. Es ist diese rohe Energie, die sie so greifbar macht.