„Von der namenlosen Menge“ von Olivier David
Mit „Von der namenlosen Menge“ erzählt Olivier David seine eigene Biografie, um systematische Missstände aufzudecken, die zu Armut, Traumata, Drogenmissbrauch, Kleinkriminalität und Perspektivlosigkeit führen.
Wer in den letzten Jahren den Glauben an positive Veränderungen verloren hat, der sollte dieses Buch lesen. Das Erstarken faschistischer Politik, die jahrzehntelange Austeritätspolitik der Parteien der bürgerlichen Mitte, Verschwörungserzählungen als Antwort auf komplexe politische Probleme – all das, was erschöpft und den Status Quo alternativlos wirken lässt, fällt weg, wenn man Olivier David liest. Was nicht heißen soll, dass „Von der namenlosen Menge“ ein aufbauendes Buch ist.
Schonungslos analysiert David seine eigene Biografie und schließt dabei mühelos pars pro toto von seinen Eltern und sich selbst auf die systemischen Missstände, die zu Armut, Traumata, Drogenmissbrauch, Kleinkriminalität und Perspektivlosigkeit führen. Seine große Kunst ist es, Mitgefühl zu wecken, komplexe Zusammenhänge zu entzerren und dabei nicht nur zu diagnostizieren, was in seinem und vielen anderen Leben schief gelaufen ist – sondern was uns daran hindert, diese Umstände zu ändern. Und wenn das offenbart ist, wirkt Veränderung plötzlich nicht mehr nur notwendig, sondern möglich.
Hat es Olivier David mit „Von der namenlose Menge“ auf unsere Liste der besten Bücher im September 2024 geschafft?