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„Whiskey on the Rocks“: Saufende Sowjets vor schwedischer Marinebasis

Auf Disney+ startet die Satireserie „Whiskey on the Rocks“ über einen militärischen Zwischenfall im Jahr 1981 vor Schwedens Südküste.
Auf Disney+ startet die Satireserie „Whiskey on the Rocks“ über einen militärischen Zwischenfall im Jahr 1981 vor Schwedens Südküste. (Foto: Disney+)

Keine Spionage, sondern einfach nur ein Besäufnis? Auf Disney+ startet mit „Whiskey on the Rocks“ eine unterhaltsame Politsatire, die mit der historischen Wirklichkeit aber wenig zu tun hat.

Als im Oktober 1981 – mitten im Kalten Krieg, als der Einsatz von Atomwaffen wie ein Damoklesschwert über den Menschen schwebte und in Deutschland die Friedensbewegung Millionen von Menschen auf die Straßen brachte –, manövrierte sich ein Sowjetisches U-Boot der Whiskey-Klasse auf ein Felsenriff vor Südschweden, nicht weit von einem der wichtigsten schwedischen Miltärstützpunkte entfernt. Die Serie „Whiskey on the Rocks“ wendet die damalige Krise nun ins Satirische und erlaubt sich dabei dramaturgische Zuspitzungen, die mit der historischen Wirklichkeit nicht viel zu tun haben. Unterhaltsam ist die erste nordische Serie von Disney+ trotzdem – oder gerade deshalb!

Nein Whiskey spielte an Bord des sowjetischen U-Boots der vom Westen so genannten Whiskey-Klasse keine Rolle, wohl aber Wodka. Ein Besäufnis soll der Grund für die Havarie im Oktober 1981 gewesen sein, weil der KBG-Offizier an Bord gerade Vater einer Tochter geworden war. Kommunistische Spionage, wie damals vermutet wurde? Keine Spur davon, sondern nur Trotteligkeit – angefangen beim Kapität des U-Bootes bis hin zu Generalsekretär Breschnew, der als dementer Alkoholiker ohne jeden Realtitätsbezug gezeichnet wird. Sein Gegenspieler: US-Präsident Ronald Reagan, der ebenfalls mit seltsamen Macken ausgestattet, aber im Vergleich zur damaligen weltweiten Meinung über den Ex-Schauspieler weitaus weniger satirisch überzeichet wird. Zwischen diesen Mühlsteinen und mit Bedacht und Ruhe sich dagegen wehrend, zerrieben zu werden: Schwedens Premierminister Thorbjörn Fälldin (Rolf Lassgård, „Exit“, „Schachnovelle“). Fälldin war Schafzüchter von Beruf und wurde auf internationalem Parket deshalb kräftig unterschätzt. Die Serie zeichnet ihn als einen mit allen diplomatischen Mitteln einen atomaren Konflikt zwischen den Großmächten verhindernden Politiker. Gemeinsam mit einer fiktiven sowjetischen Botschafterin (Elsa Saisio), die im Privatleben ebenfalls Schafzüchterin ist, wendet er die Eskalation ab. „Whiskey on the Rocks“ ist eine kurzweilige Satireserie, die wenig von der damaligen Realität übriglässt. Männer sind bis auf die Ausnahme von Schwedens Premierminister dumm oder Kriegstreiber, Dolmetscherinnen müssen beim Übersetzen ständig die gröbsten Beleidigungen von Breschnew und Reagan eliminieren und ins Diplomatische wenden, und gegen Ende wird die Historie noch mehrmals gewaltig umgeschrieben, gerade was Breschnews Nachfolger Juri Andropov betrifft. Neben Rolf Lassgård agieren in der Serie noch Anders Mossling („Elvira“, „Veronika – Zeugen aus dem Jenseits“), Filip Berg („Kommissar Bäckström“) und Adam Lundgren („Chernobyl“).

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