„Wo der Name wohnt“ von Ricarda Messner

Das Debüt „Wo der Name wohnt“ von Ricarda Messner ist kaum noch ein autofiktionaler Roman, sondern vielmehr eine akribische Spurensuche und ein zärtliches Erinnern an ihre lettisch-jüdischen Großeltern.
„Wo der Name wohnt“ von Ricarda Messner ist unsere Buchempfehlung der Woche
Wer einmal zum Haus oder zur Wohnung seiner Kindheit zurückgekehrt ist, wird das diffuse Gefühl kennen, wenn sich Vergangenheit und Gegenwart auf sonderbare Weise verkeilen. Bilder, Gerüche, Worte und Gegenstände drängeln sich um die Wette durch den schmalen Kanal der Erinnerung und beginnen, eine Geschichte zu erzählen. Und eine solche Geschichte ist Ricarda Messner mit „Wo der Name wohnt“ gelungen.
Das Debüt der Mitbegründerin des Flaneur-Magazins ist kaum noch ein autofiktionaler Roman, vielmehr eine akribische Spurensuche und ein zärtliches Erinnern an ihre lettisch-jüdischen Großeltern mütterlicherseits. Gemeinsam haben sie alle in der Hausnummer 36 und 37 in Berlin gelebt, bis irgendwann der Großvater gestorben und die Großmutter ausgerechnet zwischen den beiden Wohnhäusern gestürzt ist. Ein Glastisch, ein Ledersessel und ein Topf in der Wohnung der Großeltern weisen in die Kindheit Messners und darüber hinaus. Bis zum lettischen Familiennamen Levitanus, bis ins Rigaer Ghetto, bis zu 72 000 ermordeten lettischen Jüd:innen. Elegant biegt und beugt Messner dabei die Zeit bis zur Gleichzeitigkeit und gibt dem, was gerne als hybride Identität verfachwortet wird, eine Sprache – und zwar auf Russisch, Lettisch und Deutsch.
Mit „Wo der Name wohnt“ hat es Ricarda Messner auf unsere Liste der besten Bücher im Mai 2025 geschafft