„Schwachstellen“ von Yishai Sarid
„Schwachstellen“ von Yishai Sarid ist eine Tragödie über die demokratischen Schwachstellen in Israel.
„Schwachstellen“ ist der neue Roman des israelischen Schriftstellers Yishai Sarid, der seit Jahren in der Opposition zur korrupten Netanjahu-Regierung ist – und gleichzeitig Israels Recht auf Verteidigung betont.
„Schwachstellen“ von Yishai Sarid ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Der israelische Schriftsteller Yishai Sarid ist seit Jahren in der Opposition zur korrupten Netanjahu-Regierung und ging lange gegen deren geplante Justizreform in Tel Aviv jeden Freitag auf die Straße, um gemeinsam mit Hunderttausenden unter der israelischen Flagge gegen die eigene Regierung zu demonstrieren. Seit dem Pogrom der Hamas aber, bei dem die palästinensische Terrororganisation über 1300 jüdische Bürger Israels an einem Tag abgeschlachtet haben und damit so viele Juden umbrachten, wie seit der Shoa nicht mehr ermordet wurden, unterstützt er schweren Herzens die Verteidigung Israels gegen seine Feinde. In Der Süddeutschen Zeitung schrieb Sarid am 18. Oktober: „Das Massaker vom 7. Oktober ist jedoch kein Kampf der Unterdrückten für die nationale Befreiung. Es ist ein verabscheuungswürdiger Akt des Menschenhasses und eine Ekstase des Mordes. Diese Männer haben es genossen, ihre Opfer zu demütigen, und sie haben sich am Morden erfreut.“
In einem Interview mit dem Tagesspiegel griff Sarid gleichwohl seine Regierung an: „Das ist eine große Niederlage für Netanjahu, der der extremsten und inkompetentesten Regierung in der israelischen Geschichte vorsteht.“ Vor wenigen Wochen erst ist sein neues, bedrückendes Buch „Schwachstellen“ erschienen, in dem ein junger Soldat – wie Sarid selbst in der Nachrichteneinheit der Armee tätig – nach dem Dienst in einer privaten Firma anheuert, die weltweit Oligarchien und Diktaturen mit hochmoderner Abhörtechnik ausstattet. Dann soll der junge, ungefestigte Mann Richter, Journalisten und Oppositionelle im eigenen Land überwachen … „Schwachstellen“ ist eine Tragödie über die demokratischen Schwachstellen in Israel, die Yishai Sarid als Schriftsteller benennt, während er als Bürger für die Demokratie in seinem Vaterland auf die Straße geht. Aktuell aber unterstützt der linke Opositionelle wie die meisten seiner Gesinnungsgenossen das unbedingte Verteidungsrecht der angegriffenen Nation. Noch mal Sarid in der SZ: „Ich weiß, dass das Leid in Gaza schrecklich ist. Aber nach dem Schrecken, der geschehen ist, haben wir keine andere Wahl, als uns zu schützen.“ In diesem politischen Kontext muss der Roman „Schwachstellen“ gelesen werden, der sich äußerst kritisch mit der innenpolitischen Lage Israels vor dem Pogrom der Hamas auseinandersetzt.
Mit „Schwachstellen“ hat es Yishai Sarid auf unsere Liste der besten Bücher im November 2023 geschafft.