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100 Kilo Herz: Zurück zur Wut

100 Kilo Herz - Promofoto 1
(Foto: 100 Kilo Herz)

Auch wegen rechter Gewalt hat die Punkband 100 Kilo Herz ihr Zuhause nach Leipzig verlegt. Ob die Stadt dem Udo-Lindenberg-Test standhalten wird?

Marco, Rodi, „Zurück nach Hause“ ist euer drittes Album. Doch das Thema Zuhause begleitet euch bereits seit dem Debüt „Weit weg von zu Hause“.

Marco: Udo Lindenberg hat mal gesagt: Zuhause ist dort, wo ich meinen Hut abnehme. (lacht)

Rodi: Zuhause ist ein Gefühl: Wenn man mit einem lieben Menschen zusammen ist oder Musik hört. Unser erstes Album war noch sehr lebensweltlich, das zweite dann schon größer, politischer. Mit „Zurück nach Hause“ haben wir diese beiden Ebenen verbunden.

Und unterteilt: Das Album hat eine politische und eine persönliche Hälfte.

Rodi: Nicht neu, aber: Das Private ist immer politisch. Das auf dem Album zu durchmischen, hätte inhaltlich trotzdem wenig Sinn ergeben. Dadurch wären beide Seiten der Platte bloß beliebig geworden. Privat höre ich gerne auch mal nur eine Seite einer Platte – die muss dann für sich stehen können.

Auf der politischen Hälfte ist das Erstarken rechter Strömungen ein prominentes Thema. In Thüringen gibt es nun den ersten AfD-Landrat, und in Sachsen, eurem Heimatbundesland, steht die AfD aktuell bei knapp 30 Prozent. Wie geht’s euch damit?

Rodi: Inzwischen wohnen wir ja in Leipzig. Da kriegt man weniger davon mit als in den ländlichen Regionen – Landflucht hat schon einen Grund. Viele Linke, die ich noch aus der Schulzeit kenne, sind irgendwann in Leipzig gelandet. Es ist einfach sehr kräftezehrend, die Kämpfe in den Dörfern zu führen. Selbst die Politik legt dir dort Steine in den Weg – umso beeindruckender, wenn die Leute vor Ort bleiben und sich engagieren. Wir möchten mit unserer Musik aber niemanden umstimmen, sondern eher die ermutigen, die sich engagieren.

Marco: Das Gruselige ist eigentlich, wie sich gewisse Geisteshaltungen zunehmend im eigenen Familien-, Arbeits- und Bekanntenkreis breitmachen. Wirkliche Lösungsansätze für die Probleme unserer Zeit fehlen dann aber oft.

In dem Song „Keine Zeit für Angst“ fordert ihr: endlich Wut! Ist das denn ein Lösungsansatz?

Rodi: Es ist immerhin ein Ausweg aus der Hilflosigkeit und Resignation.

Marco: Wut kann eine sehr gute Antriebskraft sein. Sie gibt Energie, wieder lauter zu werden.

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